ALLERGIE UND ALLERGISCHER MARSCH

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Birkenallergie

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Univ.-Doz. Dr. Felix Wantke (Facharzt für Pneumologie, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums) gibt fachliche Auskünfte rund um das Thema Allergie.

Was ist eigentlich eine Allergie?

Unter Allergie versteht man eine Überreaktion des Immunsystems, wobei eine echte Allergie von der allergischen Sensibilisierung zu unterscheiden ist.

Bei der echten Allergie sind die Patient:innen im Test positiv und haben eine entsprechende klinische Symptomatik, also Beschwerden. Bei der allergischen Sensibilisierung hingegen liegt lediglich ein positiver Test vor, die Betroffenen haben jedoch noch keine Symptome. Etwa die Hälfte der Patient:innen, die sensibilisiert werden, bekommen dann tatsächlich Beschwerden.

Die Entstehung von Allergien

Einen großen Einfluss darauf hat die Genetik. Wenn die Eltern allergisch sind, so werden meist auch die Kinder Allergiker:innen. Als weiteres Thema kommen das Mikrobiom d.h. die Gesamtheit aller Mikroorganismen, im speziellen die Keime. Wir sind als Menschen permanent mit Keimen umgeben, die eine Allergie beeinflussen. Und das in beide Richtungen: Die Entstehung erleichtern oder eher vor Allergien schützen. Ernährung, und andere Umwelteinflüsse wie zum Beispiel das Rauchen, können ebenso zu Allergien führen. 

Der allergische Marsch

Unter allergischem Marsch wird das Entstehen von allergischen Erkrankungen in einem Zeitrahmen, also in einer zeitlichen Abfolge, verstanden. 

Üblicherweise beginnt der allergische Marsch bei den ganz kleinen Kindern, also bei den Säuglingen bzw. bei den Kleinstkindern beim Zufüttern, wo zuerst die Lebensmittelallergien auftreten, also Milch und Ei. Hinzu kommen Neurodermitis, also das Atopische Ekzem, sowie Asthma. Heuschnupfen tritt dann eher bei Kindern in der Vorschule, Volksschule und frühen Mittelschule auf. Und schließlich das Asthma bronchiale bei Erwachsenen, das zumeist aus einer allergischen Rhinitis entsteht. Der allergische Marsch wird nicht von allen Patient:innen gleichmäßig durchschritten, sondern es machen lediglich 3 bis 4% alle Stationen durch.

Die allergische Rhinitis, also der Heuschnupfen, ist an sich die häufigste Allergieform. Diese haben circa 13% der Bevölkerung, wobei hier hauptsächlich Kinder, Jugendliche und Erwachsene betroffen sind. Beim Asthma bronchiale muss man wieder unterscheiden zwischen Kindern und Erwachsenen, bei Kindern sind bis 10% von Asthma betroffen, es geht aber meist wieder weg, bei den Erwachsenen sind es maximal 5%, die Asthmatiker:innen sind. 

Welche Organe sind von einer Allergie betroffen?

Die von der Allergie betroffenen Organe sind immer jene, die Kontakt zur Umwelt haben. Das ist einerseits der Darm, das ist die Haut, und das sind die oberen und die unteren Atemwege.

Beim Darm wird von der Lebensmittelallergie gesprochen, die ca. 2 bis 3% der Kinder betrifft und einen kleinen Prozentsatz, vielleicht 0,2 bis 0,3% der Erwachsenen. Die Neurodermitis ist bei den Kindern die häufigste allergische Problematik, die in bis zu 20% der Fälle zu finden ist. Bei Erwachsenen sind es um die 2 bis 3%.  Der allergische Schnupfen, also der Heuschnupfen, ist das häufigste allergische System insgesamt, das auch meistens sehr lang andauert. Das betrifft circa 13% der Gesamtbevölkerung. Und zuletzt das Asthma bronchiale, das 10% der Kinder und ca. 5% der Erwachsenen haben.

Die Diagnostik einer Allergie

Um eine Allergie festzustellen, muss man eine entsprechende Diagnostik durchführen. Die Diagnostik beginnt bei der Anamnese, also bei der Krankengeschichte. Entsprechend der berichteten Beschwerden wird ein Hauttest durchgeführt, wo die Allergene aufgetropft werden. Zusätzlich wird zu dem Hauttest auch noch eine Blutabnahme durchgeführt, die sogenannte Serologie. Hier werden die gesamten IgE Antikörper und die spezifischen IgE Antikörper bestimmt.

Erfolgreich die Allergie therapieren

Die Therapie der allergischen Erkrankungen besteht zum einen aus der symptomatischen Therapie d.h. bei Symptomen und zum anderen aus der allergen-spezifischen Immuntherapie.

Bei der symptomatischen Therapie der Neurodermitis kommen z.B. Hautpflegeprodukte zur Anwendung. Das ist einerseits Kortison beziehungsweise gibt es auch andere antientzündliche Präparate und auch spezielle Biologika. 

Bei der Lebensmittelallergie ist es ein bisschen schwieriger. Hier gibt es wenig Medikamente, hier ist die Allergenkarenz, also das nicht Essen dieses Nahrungsmittels, nach wie vor die Therapie der Wahl. In ganz speziellen Fällen können IgE Antikörper (Biologika) eingesetzt werden. Die Rhinokonjunktivitis ist die häufigste Allergieform und wird prinzipiell mit Antiallergikern behandelt, also mit Histamin-Blockern. Lokales Kortison kann zusätzlich insbesondere bei der verstopften Nase gegeben werden. Aktuell gibt es Kombinationspräparate aus Kortison und Antihistaminikum, die man lokal verwendet.

Zuletzt das Asthma bronchiale, das eine chronische Entzündungsreaktion der Bronchien ist. Diese Entzündungsreaktion behandelt man am besten mit antientzündlichen Medikamenten und hier ist auch lokal angewandtes Kortison die richtige Therapieentscheidung. Übrigens: Keine Angst vor lokalem Kortison, es macht praktisch keine Nebenwirkungen und ist nicht gefährlich!

Zusätzlich haben Asthmatiker:innen auch Beschwerden der Atemnot und diese wird mit sogenannten Betamimetika, das sind Medikamente, die die Bronchien erweitern, behandelt. 

Die symptomatische Therapie in der Allergie zielt also darauf ab, die Beschwerden der Patient:innen zu lindern. Geheilt werden diese damit aber nicht. 

Bei der spezifischen Immuntherapie ist das anders, da die spezifische Immuntherapie an der Wurzel des Problems – der Allergie – ansetzt und die Patient:innen desensibilisiert. Dabei wird das Allergen in wiederholter Form entweder in Spritzenform oder in Tropfen- oder Tablettenform über 3 Jahre gegeben, bis eine sogenannte Immuntoleranz eintritt, also die Betroffenen das Allergen tolerieren und dann die Beschwerden deutlich geringer werden. Die Immuntherapie ist aufwendig, aber dafür hochwirksam.