Assoc.-Prof. Dr. Gunter Sturm beschreibt die typischen Warnzeichen und den besten Umgang mit einem anaphylaktischen Schock.
Der anaphylaktische (allergische) Schock kann sich unterschiedlich auswirken und wird somit in vier Schweregrade unterteilt. Assoc.-Prof. Dr. Gunter Sturm von der MedUni Graz erklärt im Gespräch mit Vera Russwurm die typischen Warnzeichen eines anaphylaktischen Schocks und den besten Umgang damit.
„Die ganz typischen Anzeichen sind Juckreiz in den Handflächen und Fußsohlen. Dann kommt dazu Unwohlsein, Hitzegefühl und Schüttelfrost“, beschreibt Dr. Gunter Sturm die ersten Anzeichen eines allergischen Schocks. „Das sind Symptome, die zwar lästig sind, aber nicht sehr gefährlich sind und üblicherweise auch später auftreten. Ganz wichtig ist, dass die Hautsymptome nicht immer bei den schweren Reaktionen auftreten. Wenn jedoch wirklich eine sehr schwere Reaktion auftritt, dann kommt auch Schwäche, Neigung zum Kollaps dazu. Das alles kann sehr schnell gehen – innerhalb von zwei, drei, vier Minuten kann der Schock sich bis zur Bewusstlosigkeit auswirken.“
Allergische Reaktionen verändern sich im Laufe des Lebens. Bei Kindern und Erwachsenen gibt es deutlich unterschiedliche Ursachen. Bei Kindern sind drei Hauptauslöser verantwortlich: Auslöser Nr. 1 sind vor allem in den ersten Lebensjahren gewisse Nahrungsmittel. Erst dann kommen Medikamente als Hauptauslöser Nr. 2 – und schließlich Insekten als Hauptauslöser Nr. 3 dazu. Bei Erwachsenen sind Insekten wie Bienen, Wespen, Hornissen die Hauptauslöser einer schweren Anaphylaxie.
Die vier Schweregrade einer Anaphylaxie
- Grad I – leichte allergische Reaktion
Hautrötungen, Quaddeln, Kribblen im Mund sowie an Hand- und Fjußflächen, Kopfhaut oder Genitalien - Grad II – ausgeprägte allergische Reaktion
Schock mit niedrigem Blutdruck, Verkrampfung der Bronchialmuskulator mit bedrohlichen Atembeschwerden, Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit - Grad III – bedrohlich allergische Reaktion
Schock mit niedrigem Blutdruck, Verkrampfungen der Bronchialmusikulatur mit bedrohlichen Atembeschwerden, Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit - Grad IV – Organversagen
Atem- und Kreislaufstillstand (Herzstillstand)
Wichtig! Bei den ersten Warnzeichen, dass es zu einer schweren allergischen Reaktion kommt, schnell handeln und Adrenalin-Pen sofort einsetzen! Danach gleich den Notarzt rufen, weil die Wirkung von Adrenalis nicht unbegrenzt anhält.
Das Notfallset
Ein Notfallset besteht aus zwei unterschiedlichen Allergietabletten und dem Injektionsgerät (Adrenalin-Pen). Wichtig ist zu wissen, dass die Tabletten bei einer schweren Reaktion nicht helfen. „Man sollte mit dem Pen nicht zu viel Zeit verschwenden, weil die Tabletten auf Hautsymptome wirken, aber nicht auf schwere Symptome,“ warnt Prof. Sturm. „Grundvoraussetzungen sind, dass der Pen stets mitgeführt wird und die betroffene Person bzw. ihr Umfeld weiß, wie man den Pen einsetzt. Denn das Problem ist: Viele haben ihn nie mit oder kennen sich mit ihm nicht aus.“
Hier geht es zur kompletten Videoserie “Allergischer Schock – Experten im Talk mit Vera Russwurm”