Um die Gefahr für einen allergischen Schock zu minimieren, gibt Univ. Doz. Dr. Karin Hoffmann-Sommergruber hilfreiche Tipps zur Allergenvermeidung bei Nahrungsmittel-, Medikamenten-, Pollen- und Insektengiftallergie.
Je nachdem, ob es sich um eine Nahrungsmittel-, Medikamenten-, Pollen- oder Insektengiftallergie handelt, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich, um den Kontakt mit dem Allergen zu vermeiden. Univ. Doz. Dr. Karin Hoffmann-Sommergruber von der MedUni Wien erklärt, worauf Betroffene achten sollten.
Allergenvermeidung bei Nahrungsmittelallergien
Die Kennzeichnungspflicht für mögliche Allergene bei verpackten Lebensmitteln und mittlerweile auch in Restaurant-Speisekarten stellt eine große Erleichterung für Menschen mit Nahrungsmittelallergien dar. Denn gerade bei Nahrungsmittelallergien ist die Vermeidung der einfachste und sicherste Weg, um eine schwere allergische Reaktion zu verhindern.
Das Hauptproblem sind heutzutage eher die sogenannten versteckten Allergene, die in nicht deklarierungspflichtigen Produkten enthalten sind. „Die sind dort, wo wir sie nicht erwarten,“ zeigt Dr. Hoffmann-Sommergruber auf. „Zum Beispiel sind bestimmte Zusatzstoffe in Kosmetika. Die Weizenseife macht Weizenallergikern z.B. Probleme.“ Die Expertin empfiehlt daher, sich von einem allergologisch geschulten Diätberater eine Liste geben zu lassen, wo die Allergene vorkommen können. Dieser erarbeitet gemeinsam mit den Betroffenen speziell zugeschnittene Diätempfehlungen – basierend auf deren Diagnose. „Dazu kommt, dass, wenn zu viele Nahrungsmittel vermieden werden sollten, dass es auch vielleicht notwendig ist, die Nahrungsaufnahme um gewisse Vitamine und Spurenelemente zu ergänzen, um nicht in eine Mangelernährung hineinzukommen“, weiß Dr. Hoffmann-Sommergruber. „Außerdem soll das Essen weiterhin auch Freude machen. Ein guter Diätberater konzentriert sich nicht nur auf die Vermeidung, sondern bietet auch andere Möglichkeiten und Alternativen, damit das Essen weiterhin Spaß macht.“
Ein weiter Punkt, der für die Diätberatung spricht, sind Kreuzreaktionen. „Da gibt es schon ein sehr gute molekülbasierte Diagnose, die das Spektrum einengt. Da ist der geschulte Allergologe notwendig, um diese Diagnose zu stellen und daraus dann den Diätplan mit den Patienten und einer Diätberatung zu erstellen,“ so Dr. Hoffmann-Sommergruber. „Denn es ist ja nicht die Milch an sich, die Allergien hervorruft, sondern spezielle Eiweißkörper, die in manchem anderen Lebensmittel wieder auftauchen. Die versteckten Allergene, das sind auch Spuren von Nüssen, die in der Produktion z.B. von Schokoladeprodukten hineinrutschen können, und nicht deklariert sind, können Probleme machen.“
Da es sich bei einer Allergie um eine immunologische Reaktion handelt, ist die Stärke der Reaktion nicht immer dosisabhängig. Manche Risikopatienten – wie Erdnuss- oder Nussallergiker – reagieren schon auf geringste Spuren. „Das sind Hochrisikopatienten, die eine dementsprechende Schulung brauchen – im Gegensatz zu der Mehrheit, die milde Reaktionen haben“, verdeutlicht Dr. Hoffmann-Sommergruber. „Der Diätberater erklärt, wie man die Produktbezeichnungen aufschlüsselt und lesen soll. Er gib Tipps, was in welchen Lebensmitteln vorhanden ist, weil wir ja auf Grund des modernen Lebensstils auch mit viel fertig verpackten Nahrungsmitteln zu tun haben.“
Allergenvermeidung Medikamentenallergie
Wenn eine Allergie auf ein bestimmtes Medikament diagnostiziert wurde, ist strengste Vermeidung notwendig. Betroffene sollten immer einen Allergiepass mitführen, um diese Medikamente nicht verabreicht zu bekommen, sollte einmal ein ernster Notfall eintreten. Bei Kindern von Medikamentenallergikern rät Dr. Hoffmann-Sommergruber, dennoch nicht prinzipiell das Medikament zu vermeiden, sondern zuerst zu probieren, ob das Kind es verträgt. Erst wenn ein Kind tatsächlich eine allergische Reaktion zeigt, sollte die Medikamentenallergie ärztlich abgeklärt werden.
Allergenvermeidung Pollenallergie
Pollenallergikern rät Dr. Hoffmann-Sommergruber, sich den Pollenkalender zu Hilfe zu nehmen und dementsprechend einen Urlaub oder Outdoor-Aktivitäten zu planen. Das Raumlüften sollte sich in der Pollenzeit auf die Früh und am Abend beschränken, da Pollen tagsüber durch die Sonnenbestrahlung mehr in der Luft sind.
Allergenvermeidung Insektengiftallergie
Ein Insektengift zu vermeiden, ist deutlich schwieriger als bei anderen Allergien. Aber auch da hat Dr. Hoffmann-Sommergruber gute Tipps auf Lager: „Wie bei den Pollen gibt es auch da bestimmte Jahreszeiten, wo Insekten vermehrt auftreten“, weiß die Expertin. „In dieser Zeit sollten Insektengiftallergiker besonders aufpassen.“ Beim Spaziergang über die Wiese rät sie, Schuhe und langen Hosen zu tragen. Die gefährlichsten Situationen sind aber das Essen im Freien. Dr. Hoffmann-Sommergruber: „Es sollte alles abgedeckt werden, damit die Insekten nicht angelockt werden. Nicht aus Dosen, die unverschlossen herumstehen, einen Schluck nehmen – das sind die gefährlichsten Situationen, weil das Insekt schon in der Dose drinnen sein könnte.“
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