Home Atemwege & Lunge Asthma Husten, Brustenge, Heuschnupfen – Mildes Asthma?

Husten, Brustenge, Heuschnupfen – Mildes Asthma?

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl – Lungenfacharzt und Generalsekretär der ÖLU ist Gastsprecher und hält einen Vortrag zum Thema mildes Asthma Bronchiale. Ein Thema mit dem er sich die letzten Jahrzehnte umfassend beschäftigt hat, genauso wie auch mit schwerem Asthma. Er war über 10 Jahre Vorstand der Lungenabteilung der Klinik Hietzing. Ebenso hat er dort auch als Leiter des Karl Landsteiner Institutes seinen Forschungsschwerpunkt auf dem Gebiet des Asthma Bronchiale (mild bis schwer). In vielen u.a. Real-Life-Studies hat er sich mit den Problemen der Patient:innen mit Asthma auseinandersetzt und gesehen, wie sich moderne Therapieformen positiv auf das Krankheitsgeschehen von Betroffenen auswirken.

Im Gesundheitszentrum Althietzing ist er weiterhin als Lungenfacharzt klinisch tätig, wo er mit seinen Mitarbeiter:innen nach wie vor auch Studien durchführt (Stand: März 2025).

Begrüßung und Einführung in das Thema mildes Asthma

Ich darf Sie herzlich zur heutigen Fortbildungsveranstaltung zum Thema mildes Asthma Bronchiale begrüßen. Es ist mir ein großes Anliegen, dass wir uns heute intensiver mit dieser Thematik auseinandersetzen. Asthma tritt zunehmend auf, und es ist wichtig, dass wir uns nicht nur mit den schweren Formen beschäftigen, sondern auch mit dem milden Asthma, das häufig übersehen wird, weil die Symptome oft nur schwach ausgeprägt sind.

Bedeutung des leichten Asthmas

Auch leichtes Asthma ist eine chronische Entzündungsreaktion in den Atemwegen. Obwohl die Symptome bei dieser Form des Asthmas weniger stark sind, können sie dennoch erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Deshalb ist es wichtig, dass wir mildem Asthma besondere Aufmerksamkeit schenken und uns bewusst machen, dass bereits hier Entzündungsprozesse im Körper stattfinden.

Komorbiditäten und Auslöser des Asthmas

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir auch Komorbiditäten, also Begleiterkrankungen, abklären müssen. Diese können die Asthmakontrolle erschweren und zu einem Fortschreiten der Erkrankung führen, auch bei mildem Asthma. Die Auslöser des Asthmas müssen genau betrachtet werden. Besonders relevant sind hier Allergene, die häufig eine Rolle spielen. Bei Allergieuntersuchungen können wir feststellen, welche spezifischen Substanzen bzw. Allergene das sind.

Typischerweise treten die Beschwerden bei Asthmatiker:innen eher tagsüber auf. In der Nacht gibt es jedoch Faktoren oder Ereignisse, die die Beschwerden verschärfen können. Ein Infekt, beispielsweise, kann zur Verschlimmerung der Symptome auch bei mildem Asthma führen.

Leistungsfähigkeit und Alltagseinschränkungen

Ein weiterer Aspekt ist die Leistungsfähigkeit der Patient:innen. Ich frage immer: „Wie sieht es aus in Ihrem Beruf, beim Sport, in der Familie? Gibt es hier Einschränkungen?“. Ein weiteres Indiz für die Schwere der Asthmasymptome kann auch das Erschöpfungsgefühl im täglichen Leben sein. Zum Beispiel: „Haben Sie Schwierigkeiten beim Treppensteigen oder bemerkten Sie eine spürbare Veränderung in der letzten Woche?“.

Diagnose des Asthmas und Lungenfunktionsmessung

Um festzustellen, ob es sich um mildes, mittelgradiges oder schweres Asthma handelt, ist eine präzise Diagnose durch eine Lungenfunktionsmessung unerlässlich. Bei der Messung überprüfen wir, ob Abweichungen von den Sollwerten vorliegen. Je nach Ergebnis teilen wir das Asthma in leicht, mittelschwer oder schwer ein. Wenn eine Einschränkung festgestellt wird, erhält der/die Patient:in einen Inhalator, und wir prüfen, ob eine Reversibilität nachweisbar ist. Wenn dies der Fall ist, können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen: „Gratulation – Sie haben Asthma!“. Das bedeutet, dass wir die Symptome sehr gut behandeln können.

Behandlungsmöglichkeiten und Prognose bei mildem Asthma

Warum sage ich „Gratulation“? Ganz einfach: Asthma kann hervorragend behandelt werden – nicht nur das leichte, sondern auch das schwere Asthma, mit den derzeit zur Verfügung stehenden modernen Therapieansätzen. 

Es gibt auch Fälle, in denen Patient:innen mit mildem Asthma über längere Zeit keine Beschwerden haben. Diese Patient:innen zeigen in manchen Fällen keine Einschränkung ihrer Lungenfunktionswerte. In dieser Situation führen wir einen sogenannten Provokationstest durch, bei der der/die Betroffene ein Provokationsmittel inhaliert. Dadurch können wir feststellen, ob der/die Patient:in hyperreaktiv ist. Das bedeutet, dass das Bronchialsystem sensibler auf Reize reagiert im Vergleich zu Gesunden, was maßgeblich für das Asthma ist. Nahezu jede/r Asthmatiker:in hat eine bronchiale Hyperaktivität – das heißt, er reagiert empfindlich auf Stoffe, die von außen auf das Atemwegssystem treffen.

Abschluss der Erstuntersuchung

Die Erstuntersuchung wird mit einem Lungenröntgen abgeschlossen, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.

Weitere Untersuchungen und Diagnoseschritte

Zusätzlich zur Lungenfunktionsmessung und der Provokationsuntersuchung führen wir weitere Blutuntersuchungen durch. Eine Allergietestung hilft dabei, spezifische allergische Auslöser zu identifizieren. Auch die Bestimmung der Eosinophilie im Blut ist wichtig, insbesondere bei eosinophilen und allergischen Asthmaformen, um mögliche therapeutische Konsequenzen daraus zu ziehen.

Therapieplanung und Therapieansätze

Sobald das Asthma bestätigt ist, können wir eine gezielte Therapie planen. Anhand der Anamnese, der Lungenfunktion und der Blutuntersuchungen kann ich eine individuell angepasste Therapie etablieren, die sowohl international als auch national auf den aktuellen Richtlinien basiert.

Es gibt einen Therapie-Stufenplan, der von Stufe 1 bis Stufe 5 reicht: Stufe 1 und 2 sind für leichtes Asthma (einschließlich intermittierendem Asthma), Stufe 4 für mittelgradiges Asthma und Stufe 5 für schweres Asthma.

Therapieoptionen bei mildem Asthma

Stufe 1

Bei der Behandlung von mildem Asthma, insbesondere in Stufe 1, gibt es zwei mögliche Therapieansätze. Das primäre Ziel in dieser Stufe ist es, die chronische Entzündungsreaktion zu kontrollieren, auch wenn sie mild ist. Deshalb wird auch bei mildem Asthma eine konsequente antientzündliche Therapie durchgeführt.

Option 1: Fix-Kombination aus inhalativem Kortison und langwirksamem Beta-2-Mimetikum

Eine Möglichkeit ist die Anwendung einer Fix-Kombination, die aus einem niedrig dosierten inhalativen Kortison und einem langwirksamen Beta-2-Mimetikum besteht. Das inhalative Kortison reduziert die Entzündung, während das langwirksame Beta-2-Mimetikum (das über 12 Stunden wirkt) die Bronchien öffnet und eine langfristige Linderung der Symptome ermöglicht. Diese Therapieoption sollte individuell mit dem Patienten/der Patientin besprochen werden, da sie je nach den Bedürfnissen des Patienten/der Patientin angepasst werden kann und bei Bedarf genommen werden soll. 

Option 2: Inhalatives Kortison mit kurzwirksamem Beta-2-Mimetikum nach Bedarf

Alternativ, nach dem Wunsch des Patienten/der Patientin, kann auch eine Therapie mit niedrig dosiertem inhalativem Kortison dauerhaft durchgeführt werden, welches immer eingenommen wird, wenn ein kurzwirksames Beta-2-Mimetikum, bei Bedarf angewendet wird. Auch diese Therapieoption sollte individuell mit dem Patienten/der Patientin besprochen werden, und erfordert konsequentes Verhalten, das nie das kurzwirksame Beta-2-Mimetikum allein angewandt wird.

Wichtige Hinweise zur Therapie

Bei einer Therapie mit einem kurzwirksamen Beta-2-Mimetikum muss darauf hingewiesen werden, dass das inhalativ niedrig dosierte Kortison dauerhaft eingenommen werden muss. Die alleinige Einnahme des kurzwirksamen Beta-2-Mimetikums (SABA) kann zu einer chronischen Erkrankung führen, da die Entzündung verstärkt, die Eosinophilen im Blut steigen und zusätzliche Nebenwirkungen verursachen.

Für Patient:innen mit intermittierendem Asthma, die möglicherweise saisonale Asthma-Beschwerden haben (z. B. aufgrund einer Pollenallergie), sollte das niedrig dosierte inhalative Kortison in dieser Zeitdauer konsequent verwendet werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Patient:innen mit mildem Asthma können vor körperlicher Belastung ein Beta-2-Mimetikum zusammen mit niedrig dosiertem inhalativem Kortison einnehmen, um Symptomen möglichst vorzubeugen.

Stufe 2 – Langfristige Therapie mit niedrig dosiertem Kortison

In der Stufe 2 wird die Therapie intensiviert: Der Patient/die Patientin nimmt dauerhaft niedrig dosiertes inhalatives Kortison. Zusätzlich steht ein kurzwirksames Beta-2-Mimetikum zur Bedarfstherapie zur Verfügung. Oder es kann eine Fix-Kombination aus inhalativem Kortison und Formoterol gewählt werden. Der Vorteil dieser Fix-Kombination besteht darin, dass nur ein Inhalator benötigt wird.

Vermeidung von falscher Medikation

Es ist jedoch wichtig, dass der Patient/die Patientin nicht nur das kurzwirksame Beta-2-Mimetikum (SABA) zur kurzfristigen Linderung der Symptome verwendet und dabei die antientzündliche Therapie mit dem inhalativen Kortison vergisst. Wenn der Patient/die Patientin das kurzwirksame Beta-2-Mimetikum verwendet (z. B. das „blaue Pumperl“), muss immer auch das inhalative Kortison zur dauerhaften Behandlung der Entzündung eingenommen werden.

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Beide Therapieansätze – die Fix-Kombination aus inhalativem Kortison und Beta-2-Mimetikum sowie das inhalative Kortison mit kurzwirksamem Beta-2-Mimetikum zur Bedarfstherapie – sind gut an die Bedürfnisse des Patienten/der Patientin anpassbar. Entscheidend ist, dass eine antientzündliche Therapie mit niedrig dosiertem inhalativem Kortison etabliert wird, um die chronische Entzündungsreaktion in den Atemwegen zu behandeln. Bei auftretenden Beschwerden steht zusätzlich eine Bedarfstherapie zur Verfügung.

Die Patient:innen sollten gut instruiert werden, um sicherzustellen, dass sie ihre Medikamente korrekt und regelmäßig einnehmen, um die bestmögliche Asthma-Kontrolle zu erreichen.

Zu weiteren Beiträgen:

https://www.lungenunion.at/fokus-mildes-asthma-schulung-und-aufklaerung/

https://www.lungenunion.at/symptome-bei-mildem-asthma/

https://www.lungenunion.at/behandlung-von-mildem-asthma/

https://www.lungenunion.at/allergisches-asthma/

https://www.lungenunion.at/die-entzuendung/