Allergien können bereits in den ersten Lebensjahren auftreten – vor allem, wenn es familiäre Vorbelastungen gibt. Da auch Kindern nicht vor einem schweren allergischen Schock gefeit sind, ist eine gezielte ärztliche Diagnose auf einzelne Komponenten wichtig, um jedes Risiko zu minimieren und Sicherheitsmaßnahmen vorzunehmen. Dr. Rudolf Schmitzberger ist Kinderarzt in Wien. Er erklärt, wie eine Anaphylaxie abgeklärt wird.
Bei Vorliegen von Anaphylaxie-Risikofaktoren, nach einem erstmaligen Wespenstich gekoppelt mit einer massiven Reaktion und bei Verdacht auf eine schwere allergische Reaktion sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Erste Anlaufstelle ist meist der Kinder- bzw. Hausarzt. Die genaue Abklärung bzw. die Diagnose einer Anaphylaxie erfolgt aber immer beim allergologisch geschulten Facharzt.
„Begonnen wird, so wie bei den meisten Erkrankungen, mit der Erhebung der Krankengeschichte. Bestätigt sich der Verdacht auf eine Allergie, weil es z.B. in der Kernfamilie bei den Eltern, Großeltern oder Geschwistern ärztlich nachgewiesene Allergien gibt, kann mit der gezielten Diagnostik einer Allergie begonnen werden,“ erklärt Dr. Schmitzberger die ersten Schritte.
Welche Art des Allergietests gemacht wird, hängt vom vermuteten Allergen sowie dem Alter des Kindes ab.
Gezielte Diagnostik bis einzelnen Allergenkomponenten
Wie bei Erwachsenen wurde auch bei Kindern der Hauttest, oder auch Pricktest genannt, eingesetzt. Bei diesem wird eine standardisierte Allergenlösung auf den Unterarm oder Rücken getropft. Die betroffene Hautstelle wird dann mit einer dünnen Lanzette geritzt. Für Kinder hat sich in den letzten Jahren jedoch der Bluttest mehr durchgesetzt. Für sie nicht nur weitaus angenehmer ist der Bluttest darüber hinaus auch noch genauer. „Die Labordiagnostik ist wesentlich aussagekräftiger“, erörtert Dr. Schmitzberger. „Es muss eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, bei der dann Antikörper auf das entsprechend vermutete Allergen nachgewiesen werden können.“
Gezielte Diagnostik ermöglicht Risikoeinschätzung
Je genauer die Krankheitsgeschichte im Vorfeld erhoben werden konnte, umso besser kann das Allergenspektrum eingegrenzt werden. Zusätzlich kann dann die Labordiagnostik noch so spezifiziert werden, so dass nicht nur das Gesamtallergen, sondern auch einzelne Komponenten getestet werden können. „Denn wenn wir von dem schlimmsten Fall ausgehen müssen – dem allergischen Schock – müssen wir das Risiko einschätzen können. Daher ist die Austestung dieser speziellen Allergenkomponenten sinnvoll,“ so Dr. Schmitzberger. „Dann weiß ich z.B., ob eine Erdnussallergie nur eine relativ harmlose Mitreaktion einer Birkenpollenallergie ist, oder ob es sich um eine eigenständige klinisch relevante Allergie handelt. Denn bei einer Erdnussallergie muss ich damit rechnen, dass es zu schweren allergischen Reaktionen kommen kann – bis hin zum allergischen Schock. Es ist zwar selten, aber doch kann es zu ganz schweren Reaktionen kommen – sogar dann, wenn das Kind nur mit Spuren von dem Allergen in Berührung kommt oder es einatmet.“
Das Notfallset für Kinder beinhaltet:
- Kortison
Je nach Alter in verschiedenen Verabreichungsformen als Zäpfchen, Tablette oder Saft - Allergietablette bzw. -tropfen
- Atemwegserweiterndes Medikament
Je nach Alter des Kindes mit Vorschaltkammer zur sicheren Verabreichung. - Notfall-Selbsthilfespritze (Pen)
Eine Spritze mit einen selbst zu verabreichenden Adrenalin, die sich – bei ersten Anzeichen eines schweren allergischen Schocks – das Kind selbst oder eine betreuende Person verabreichen kann.
Ab wann ein Kind selbstverantwortlich mit der Spritze umgehen kann, hängt davon ab wie gut das Kind über sein Krankheitsbild aufgeklärt ist. Möglich ist es nach Meinung von Dr. Schmitzberger ab Schulalter.
„Ich möchte die Eltern und Patienten motivieren, Warnsignale ernst zu nehmen“, betont Dr. Schmitzberger. „Wenn sie merken, dass es in Richtung einer schweren allergischen Reaktion geht, sollten sie nicht zögern, diese wirklich wichtige Adrenalin-Selbsthilfespritze zu verabreichen. Es kann nichts passieren, auch wenn sie einmal zu voreilig verabreicht wurde.“
Hier geht es zur kompletten Videoserie “Allergischer Schock – Experten im Talk mit Vera Russwurm”