Am 3. Mai 2022 ist wieder der jährliche Welt-Asthma-Tag. Ziel ist es, mehr Aufmerksamkeit für diese chronisch-entzündliche Atemwegserkrankung zu schaffen. Als Organisator steht dahinter die internationale Organisation GINA (Global Initiative for Asthma). Die Österreichische Lungenunion unterstützt diese Aufklärungskampagne aktiv.
Im heurigen Jahr widmet sich der Welt-Asthma-Tag dem Motto „Closing Gaps in Asthma Care“ (Lücken in der Asthma-Versorgung schließen). Um den Betroffenen das Leben mit der Erkrankung zu erleichtern, muss die Versorgung verbessert werden. Leider gibt es nach wie vor eine Reihe von Lücken in der Asthma-Versorgung.
In der Asthma-Versorgung kann es derzeit zu folgenden Problemen kommen:
- ungleicher Zugang und Wissen über Diagnose und Behandlung von Asthma
- schlechte Kommunikation der Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Ärzten und Behandlern
- ungenügende Aufklärung für Menschen mit Asthma und deren Angehörige
- Probleme bei der Verschreibung von Inhalatoren sowie der Überwachung der Einhaltung und der Fähigkeit, diese Geräte zu verwenden
- fehlendes Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit (Nicht-Asthmatiker) und des medizinischen Fachpersonals, dass Asthma eine chronische (nicht akute) Krankheit ist
- Lücke zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und tatsächlicher Versorgung von Menschen mit Asthma
Die Schließung dieser Lücken kann teilweise durch die Bereitstellung der jährlich aktualisierten evidenzbasierten GINA-Strategiedokumente erreicht werden. Die Umsetzung von Empfehlungen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse ist jedoch weltweit eine Herausforderung. Die Hürde des diesjährigen Themas besteht darin, dass internationale Atemwegsgemeinschaften mit Kollegen, Patienten und Gesundheitsdienstleistern zusammenarbeiten, um die Lücken in der Asthmaversorgung zu identifizieren und zu schließen sowie dabei zu helfen, innovative Lösungen lokal und global umzusetzen und auszutauschen.
Umsetzung in Österreich
Im weltweiten Vergleich geht es den Asthma-Patienten in Österreich gut. Dennoch läuft auch bei uns nicht alles optimal. Die Basis für ein aktives und selbstbestimmtes Leben mit der Erkrankung bildet eine gute Asthma-Kontrolle. Doch wann ist die Erkrankung gut kontrolliert? Eine erste Einschätzung können Menschen mit Asthma einfach und schnell mit dem Asthma-Selbsttest bekommen (www.asthmacontroltest.com). Die Mehrheit der Betroffenen überschätzt leider subjektiv ihre Asthma-Kontrolle. Das Ergebnis bietet den Personen mit Asthma die Möglichkeit, mit dem Lungenfacharzt über eine passende Therapie bzw. möglicherweise notwendige Therapieanpassung zu sprechen. Denn nur wer seinen Asthma-Status kennt, kann ihn auch positiv verändern.
Die Österreichische Lungenunion hat zum Thema Asthma-Kontrolle Mitte April ein Webinar mit dem Generalsekretär, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl, veranstaltet. Dabei ging es um die gemeinsame Entscheidung von Ärzten und Patienten hinsichtlich der Therapie von Asthma bronchiale sowie neueste Richtlinien, die jährlich von der Global Initiative for Asthma evaluiert werden.
Bei der gemeinsamen Entscheidungsfindung (dem sogenannten Shared Decision Making) kommt es darauf an, zusammen eine Therapieentscheidung zu finden. Gemeinsam mit dem Lungenfacharzt gilt es herauszufinden, welche Therapie am besten geeignet ist. Dieser Vorgang kann helfen zu verstehen, wie bestimmte Therapien funktionieren.
Therapieerfolg und Lebensqualität verbessern
Mit der gemeinsamen Entscheidungsfindung lassen sich sowohl der Therapieerfolg als auch die Lebensqualität verbessern. Anhand folgender Fragen kann sichergestellt werden, dass Patienten einbezogen werden:
- Wie wirkt die Therapie?
- Welchen Nutzen hat die Therapie?
- Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?
- Was ist, wenn ich die Therapie nicht nehme?
- Welche Alternativen gibt es?
„Patienten sollten sich überlegen, was sie wollen und brauchen, um mit der Asthma-Erkrankung eine gute Lebensqualität zu haben. Schließlich kann für jeden Patienten eine individuelle Therapie gefunden werden. Denn mittlerweile können wir Asthma hervorragend betreuen, behandeln und kontrollieren“, betonte Wolfgang Pohl. Im Gespräch sollten Menschen mit Asthma daher ihre Bedürfnisse, persönlichen Überzeugungen und Vorliegen mitteilen. So lässt sich sicherstellen, dass die passende Therapie zum Einsatz kommt. Werden bestimmte Therapien nicht vertragen oder schränkt der Tagesablauf den Therapieplan ein, kann gemeinsam eine Alternative gefunden werden, die sich dem Lebensstil und individuellen Vorliegen besser anpasst.