Der Österreichische Pollenwarndienst

2038

Die Forschungs- und Serviceeinrichtung nahm vor rund 45 Jahren an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen mit einem Tonbanddienst seinen Anfang. Durch den Zusammenschluss mehrerer Botaniker:innen aus den Bundesländern kam es zur Etablierung eines österreichweiten Services, das seit 1997 im Internet verfügbar ist.
 
Der Österreichische Pollenwarndienst zählt 27 Messstellen („Pollenfallen“), an denen laufend der Pollengehalt der Luft gemessen wird. 17 Botaniker:innen und Analyst:innen aus ganz Österreich werten die Luftproben aus und erstellen eine lokale Polleninformation. Seit 2022 gibt es auch zwei neue Messstellen, eine in der Steiermark (Gumpenstein-Raumberg) und eine in Niederösterreich (Lunz am See). Durch die strategisch gute Positionierung dieser Fallen wird eine deutliche Verbesserung der Pollenvorhersagen in den betroffenen Regionen erwartet.

Europaweit gibt es etwa 500 aktive Pollenfallen, die allesamt mit der 1988 gegründeten EAN (European Aeroallergen Network)-Datenbank in Wien vernetzt sind. Wien ist somit die zentrale Stelle für die aerobiologischen Forscher:innen. Die Forschungsgruppe Aerobiologie der MedUni Wien rund um Uwe E. Berger, MBA, Mag. Dr. Katharina Bastl, Mag. Maximilian Bastl, PhD, Lukas Dirr, MSc und Dr. Markus Berger ist zudem federführend in den meisten wichtigen aerobiologischen EU-Projekten involviert.

Der Pollenwarndienst stellt Ärzt:innen, Allergiker:innen, Medien und Interessierten kostenlos Information zur aktuellen Pollensituation zur Verfügung und erstellt kurz- und mittelfristige Prognosen. Die Kooperation mit der GSA (GeoSphere Austria GmbH, ehem. ZAMG) und dem Finnisch Meteorologischen Institut (FMI) sowie COPERNICUS verbesserte die qualitative Vorhersage und erhöhte die mediale Reichweite. Auf pollenwarndienst.at (Österreich) und polleninfo.org (Europa) werden Interessierte mit wissenschaftlich fundierter Polleninformation versorgt.

Rund um die Pollen gut vernetzt

Die Webseite pollenwarndienst.at liefert kurz- und mittelfristige Prognosen zur Pollenkonzentration sowie Informationen zur aktuellen Pollensituation. Zusätzlich gibt es nützliche Features wie z.B.

  • Countdown bis zum Blühbeginn der wichtigsten Pflanzen und Saisonübersicht
  • Diagramme zur grafischen Darstellung der Pollenbelastung
  • Newsletter über die aktuelle Pollensaison (ca. zwei Mal pro Woche)
  • Pollenlexikon, das Wissenswertes zu Pflanzen, Pollen, Allergie etc. bietet
  • Prognosekarten von drei Modellen (auf Österreich bezogen und europaweit)
  • Europakarten zur Urlaubsplanung
  • Steckbriefe zu den wichtigsten allergenen Pflanzen
  • Services zur Belastung von Pollenallergiker:innen (Tagesbelastung, Belastungslandkarte)
  • Pollen-App (iOs und Android) – mehr als 800.000 Downloads
  • Polleninfo auf Facebook mit rund 9.000 Fans (www.facebook.com/pollenwarndienst)
  • Telegram-Newsletter „Pollenwarner“ mit ca. 1.500 Nutzer:innen (Stand 2022)

App sorgt täglich für Klarheit

Das Pollentagebuch bringt individuelle Beschwerden von Allergiker:innen mit der regionalen Pollenbelastung in Verbindung. Anhand einer persönlichen Beschwerdekurve kann man einen Zusammenhang zwischen Beschwerden und dem Pollenflug sichtbar machen. Die grafische Darstellung zeigt auf einen Blick, auf welchen Pollen man wie und in welchem Ausmaß reagiert. Allergiker:innen können für sich erkennen, welche Pollen tatsächlich für die Beschwerden an Augen, Nase oder Lunge verantwortlich sind, ab welcher Pollenmenge die Allergie spürbar wird und ob die Therapie den erwünschten Effekt erzielt. Die Ergebnisse aus dem Pollentagebuch werden zum Vorteil aller Nutzer:innen anonymisiert auf pollenwarndienst.at in Form einer Tagesbelastung und einer Belastungslandkarte zur Verfügung gestellt.

Mit Beginn des Jahres 2013 startete in Österreich das weltweit einzigartige Service einer personalisierten Polleninformation. Das System basiert auf innovativen Prognosemodellen mit zweistündlichen Pollendaten, traditionellen Pollenvorhersagen mit historischen Pollendaten, meteorologischen Daten und aktuellen Symptomdaten aus dem Pollentagebuch. Zudem wird die persönliche Belastung in Echtzeit – jeden Tag – berechnet und die Nutzerin bzw. der Nutzer entsprechend der letzten fünf Einträge klassifiziert. Diese personalisierte Polleninformation ist auf der Homepage des Österreichischen Pollenwarndienstes pollenwarndienst.at verfügbar und wird auch der neu entwickelten Pollen-App zur Verfügung gestellt. Durch Einbezug von Symptomdaten werden bedeutende Verbesserungen in der Polleninformation für Pollenallergiker:innen erwartet.

Neu in der Pollen-App: „Asthmawetter & Gewitterwarnung

Basierend auf dem Wissen, dass Gewitter asthmatische Beschwerden auslösen und drastisch verschlimmern können, wurde die Pollen-App des Österreichischen Pollenwarndienstes anlässlich dessen zehnjährigen Jubiläums weiterentwickelt und um neue Services ergänzt. „Beim ‚Asthmawetter‘, das in Kooperation mit www.menschenswetter.at entwickelt wurde, bekommen die Nutzer:innen in fünf Abstufungen Auskunft, ob die Wetterlage des Tages zu vermehrten oder verminderten Asthmasymptomen führen kann“, erklärt Markus Berger, ärztlicher Mitarbeiter des Österreichischen Pollenwarndienstes. „Die ‚Gewitterwarnung‘ zeigt an, wann im Umkreis Unwetter zu erwarten sind und ob die Ozonwerte steigen werden. Dazu gibt es die Empfehlung, im Innenraum zu bleiben und rechtzeitig Medikamente zu besorgen.“
Die App steht für iOS und Android zum kostenlosen Download auf pollenwarndienst.at sowie den App-Stores zur Verfügung und funktioniert auch über die österreichischen Landesgrenzen hinaus.

Ragweed Finder und Ragweed Finder App

Der Ragweed Finder wurde im Sommer 2017 versuchsweise gestartet und hatte mit bereits fast 400 Meldungen durchschlagenden Erfolg. Darauf aufbauend wurde zusätzlich zur Homepage ragweedfinder.at im Jahr 2019 die Ragweed Finder-App (für Android und iOS) entwickelt. Seither wird ein deutlicher Anstieg an Fundmeldungen verzeichnet. Dies zeigt, dass das Citizen Science Projekt von der österreichischen Bevölkerung gut angenommen und genutzt wird. Jede Meldung wird von einer Expertin bzw. einem Experten begutachtet und verifiziert bzw. falsifiziert. Nutzer:innen werden ungeachtet des Ergebnisses darüber informiert, ob der Fund bestätigt werden konnte oder nicht. Alle positiven Ragweedfunde werden gesammelt an die entsprechenden Stellen der Landesregierungen in den Bundesländern weitergeleitet, welche über weitere Maßnahmen entscheiden können.

Mittlerweile finden sich sieben von neuen Bundesländern, die Universität Innsbruck, die ÖBB und das Interreg Projekt (Joint Ambrosia Action) unter den Kooperationspartnern. Die Landesregierung Burgenland benutzt den Ragweed Finder routinemäßig zur Erfassung für das burgenländische Ragweed-Bekämpfungsgesetz, das 2021 verabschiedet wurde.

Technische Neuerungen

  • Seit 2022 steht dem österreichischen Pollenwarndienst auf Grund der Investition eines Kooperationspartners ein Slide Scanning Mikroskop zur Verfügung. Dieses rund 200.000 Euro teure Gerät wird seither regelmäßig zur Digitalisierung von Luftproben verwendet und ermöglicht zudem eine Auslagerung der Analyse an Aerobiologen in ganz Europa.
  • Durch die Anschaffung einer autark arbeitenden Pollenfalle, die von Photovoltaik-Modulen mit Strom versorgt wird, steht der Forschungsgruppe seit 2023 eine weitere Möglichkeit zur Verfügung, Pollenkonzentrationen in der Luft zu messen. Durch dieses Gerät werden Pollenmessungen in Regionen möglich, in denen keine Möglichkeit der Stromversorgung besteht. Ein erster Einsatz zur Bestimmung der Gräserpollenbelastung in „Nasenhöhe“ ist bereits geplant und lässt auf vielversprechende Ergebnisse hoffen.

 Nationale Forschungsprojekte

  • Weiterentwicklung bestehender Modelle zur Pollenvorhersage in Österreich und Umgebung (in enger Kooperation mit der GSA, FMI, MeteoSchweiz und Copernicus)
  • Entwicklung und Umsetzung von Strategien, um die „Ragweed-Invasion“ einzudämmen (in Kooperation mit den Landesregierungen Wien, NÖ, STMK und BGLD, der Landesakademie NÖ, der AGES und dem Umweltbundesamt)

Achtung – aktueller Hinweis: Pollenwarndienst hat im Frühjahr 2023 nun seine Dienste eingestellt! Die Angebote und Inhalte wurden von polleninformation.at übernommen. Siehe dazu “pollenwarndienst.at wurde zu polleninformation.at”