Covid-19 und Allergien: Kein automatisch erhöhtes Risiko für schweren Krankheitsverlauf

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Rund 1,6 Millionen Österreicher leiden an einer Allergie. Die Erkenntnisse der letzten Monate zeigen, dass eine Allergie nicht automatisch ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf darstellt, solange betroffene Allergiker gut eingestellt sind. Alle Patienten sollen daher weiterhin Arztbesuche wahrnehmen und die verschriebene Therapie unter ärztlicher Kontrolle fortsetzen. Im speziellen gilt auch, die Krankheitssymptome von Asthma und Allergie von jenen zu COVID-19 zu unterscheiden. Im Interview: Univ.-Doz. Dr. Felix Wantke

Wie kann ich als Patient unterscheiden, ob es sich um eine Allergie oder um COVID-19 handelt? Welche sind die auffälligsten Unterschiede bei den Krankheitssymptomen?

Ja, die Unterscheidung zwischen Allergie und dieser COVID-Infektion wird in letzter Zeit häufig gestellt. Wenn wir vom COVID ausgehen, so handelt es sich hier um eine einmalige akute Entzündungsreaktion, die von kaum merkbaren Symptomen zu grippeähnlichen Symptomen bis zu in seltensten Fällen sehr schweren Verläufen mit Hospitalisierung und im Extremfall sogar mit dem Tod einhergehen. Ganz anders ist die Allergie: Eine Allergie ist kein einmaliges Ereignis, sondern das ist ein immer wiederkehrendes Ereignis. Nehmen Sie einen Gräser- und einen Birkenpollenallergiker: Dieser Patient wird jedes Jahr zur Pollensaison seine Beschwerden – mehr oder weniger stark – entsprechend der Pollensaison entwickeln. Bzw. bei chronischen Allergien wie zum Beispiel einer Hausstaubmilben- oder Katzenhaarallergie werden Sie die Beschwerden in mehr oder weniger starker Ausprägung das ganze Jahr über haben, und das unterscheidet sich doch völlig von dieser einmaligen schweren oder weniger schweren Infektion des COVID.

Sollen Allergiker, z.B. Pollenallergiker, bei Verdacht oder bei einer COVID-19-Infektion ihre Therapie fortsetzen?

Wenn ein Allergiker glaubt, er hat COVID oder wenn er es hat, so soll er seine antiallergische Therapie nicht unterbrechen, da die Allergie ja nicht von COVID Abstand hält – die geht weiter. Und von der Lebensqualität her wird es dem Patienten besser gehen. Wenn wir von Asthmatikern sprechen, die ja eine antiinflammatorische Therapie, also ein inhalatives Kortikoid brauchen, die sollen unbedingt diese Therapie weiternehmen. Es gibt also keinen Grund das abzusetzen, es wird auch den Verlauf vom COVID nicht ins Negative kehren.

Zählen Menschen mit Allergien bzw. allergischem Asthma zu einer besonderen Risikogruppe für COVID-19?

Ob Allergiker jetzt eine Risikogruppe für COVID sind bzw. ob sie stärkere Verläufe durch COVID haben, das glaube ich persönlich nicht. Eine Rhinokonjunktivitis wird durch COVID nicht verstärkt, auch wird der Rhinokonjunktivitiker keine Probleme dadurch haben. Auch der leichte Asthmatiker – und die meisten Asthmaformen sind ja leichter Genese – werden kein Risiko für COVID darstellen. Anders sieht es sicherlich aus bei sehr schweren Asthmaformen, die Gott sei Dank ganz selten sind bzw. bei COPD – hier mag es anders aussehen.

Welche Empfehlungen und Verhaltensregeln würden Sie den Patienten mitgeben? An wen sollen sie sich wenden?

An wen sollen sich Allergiker wenden? Zum einen natürlich an ihre behandelnden Fachärzte, also Dermatologie, HNO, Pädiatrie bzw. Pneumologie bzw. bei Verdacht auf COVID bei den entsprechenden Symptomen natürlich die Telefonnummer 1450.

11. August 2020