COVID-19-Risikofaktoren und mögliche Therapien

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Hand hält Kapsel mit Aufschrift

Dr. Susanne Rabady, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) und Leiterin des Department für Allgemeine Gesundheitsstudien und des Kompetenzzentrums Allgemein- und Familienmedizin an der Karl Landsteiner Privat Universität stellte bei einem Webinar der Österreichischen Lungenunion Risikofaktoren für und neue Therapien bei COVID-19 vor. Vorbeugende Medikamente seien für Menschen mit einem sehr hohen Risiko für einen schweren Verlauf im Fall einer COVID-19-Infektion sinnvoll.

„COVID-19 stellt für einen Teil der Betroffenen weiterhin einen Risikofaktor für die Gesundheit dar. Die Abwehrsituation ist aber glücklicherweise nicht mehr mit der Situation in den Jahren 2020 und 2021 vergleichbar“, erklärte Rabady, die auch als Mitglied der Corona-Kommission fungiert. Die Menschen seien mittlerweile im Großen und Ganzen gut durchgeimpft, viele hätten zudem eine Infektion durchgemacht. Mittlerweile käme allerdings eine Vielzahl anderer Viren wie beispielsweise das sogenannte respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus) und Influenza-Viren hinzu.

Für Personen mit besonders stark erhöhtem Risiko aufgrund ihres Gesundheitszustands, ihres Alters oder einer Kombination dieser Faktoren seien sowohl COVID-19- als auch Influenza-Viren von großer Bedeutung.

Risikofaktoren für einen schweren Verlauf

  • chronische Lungenerkrankungen (z.B. COPD, Asthma)
  • höheres Alter (≥ 60 evtl. 55 – je nach zusätzlichem Risiko)
  • Übergewicht (Body Mass Index ≥ 30 evt. 25 je nach zusätzlichem Risiko)
  • Rauchen
  • Immunsuppression durch Erkrankungen oder Medikation
  • Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • chronische Nierenerkrankung
  • chronische Lebererkrankung
    chronische neuropsychiatrische Erkrankung
  • Sichelzellenkrankheit
  • aktive Tumorerkrankung
  • neurologische Entwicklungsstörung
  • krankheitsbedingte Geräteabhängigkeit (z.B. kontinuierliche nasale Atemwegs-Überdruckbeatmung bei Schlafapnoe)
  • Trisomie 21
  • wichtigster Risikofaktor: fehlende Impfung

Auch in der Omikron-Welle senkt COVID-19-Impfung das Risiko

Auch wenn die Wirksamkeit der COVID-19-Impfung seit Auftauchen der Omikron-Welle etwas gesunken sei, sei der Unterschied zwischen ungeimpften und geimpften Personen sehr deutlich erkennbar, betonte Dr. Rabady. So belaufe sich die Wirksamkeit für Personen über einem Alter von 60 Jahren nach der Auffrischung weiter bei rund 80 %.

Medikamente, die das Risiko für schweren Verlauf senken

Für Menschen mit einem sehr hohen Risiko seien vorbeugende Medikamente laut Dr. Rabady sehr sinnvoll. Dies sei etwa bei Personen mit einer Immunschwäche, nach einer Transplantation sowie unter bestimmten Therapien der Fall. Bei betroffenen Personen sei eine Vorbeugung mit monoklonalen Antikörpern (Evuseld) möglich. Die Wirksamkeit dieser Antiköper hänge allerdings stark von der jeweiligen Virusvariante ab.

Personen mit einem stark erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf im Fall einer COVID-19-Infektion seien vor allem jene, die durch die Impfung nicht geschützt werden können – aber auch jene mit einem zusätzlichen Risiko zur Ungeimpftheit. Dies betreffe vor allem jene mit hohem Alter und mehreren Risikofaktoren. Für diese Personen gebe es eine starke Empfehlung für eine rechtzeitige Behandlung mit antiviralen Medikamenten wie Lagevrio oder Paxlovid. „Paxlovid ist Studien zufolge das wirksamere Medikament. Lagevrio ist zwar nicht zugelassen, kann aber verordnet werden, wenn das Risiko sehr hoch sei und Paxlovid nicht gegeben werden könne, verdeutlichte Dr. Susanne Rabady.

Wirksamkeit der Medikamente gegen schweren Verlauf

Je höher das individuelle Risiko einer Person sei, desto höher sei der Nutzen eines Medikaments, verdeutlichte Dr. Rabady. Personen mit einer Immunschwäche würden üblicherweise an einer Spezialambulanz betreut. Menschen, die nicht bzw. nicht ausreichend geimpft oder sehr alt seien sowie jenen mit mehreren Risikofaktoren empfiehlt Dr. Rabady, sich an ihre Hausärztin bzw. ihren Hausarzt zu wenden. Generell seien vollständig geimpfte Personen wenig gefährdest – außer bei starken oder mehreren Risikofaktoren.

Voraussetzung für eine Behandlung

  • positives COVID-19-Testergebnis
  • Erste Symptome vor weniger als fünf Tagen
  • keine Gegenanzeigen
  • Empfehlung: Behandlung bei klar erhöhtem Risiko

Wie bekomme ich das Medikament?

Das vorbeugende Medikament werde Rabady zufolge von der Ärztin bzw. vom Arzt unter  Abwägung von Nutzen und Risiko verschrieben und sei kostenfrei in der Apotheke erhältlich. Voraussetzung sei die Überprüfung von Risikofaktoren und Dauermedikamenten sowie die Sicherstellung, dass keine Gegenanzeigen vorliegen. Hier sei vor allem zu bedenken, dass es bei Paxlovid viele Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gebe. Darüber wüssten Hausärztinnen und Hausärzte jedenfalls Bescheid.

Quelle: Webinar der Österreichischen Lungenunion am 28. November 2022