Asthma und COPD sind chronische, aber behandelbare Erkrankungen. Neben der exakten Diagnose und Verordnung ist eine korrekte Einnahme der Medikamente durch den Patienten wichtig. Richtiges Inhalieren sollte aber nicht nur erlernt, sondern auch regelmäßig geübt und kontrolliert werden. Wir sprachen mit Dr. Beate Krenek, MSc., KH Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel, Wien, über die häufigsten Probleme bei der Inhalation und wie sie sich vermeiden lassen.
Worauf muss man bei der richtigen Inhalationstechnik achten, welche Fehler können passieren?
Für die richtige Inhalationstechnik muss sichergestellt sein, dass der Patient über genug Einatmungskraft verfügt, um den Inhalator korrekt zu bedienen. Er muss außerdem die korrekte Einatmungsgeschwindigkeit für die Inhalation erlernen, was nicht ganz einfach ist. Zudem benötigt man für die Bedienung vieler Geräte Feinkoordination in den Fingern.
Prinzipiell hat der Patient das Problem, dass die einzelnen Inhalationssysteme unterschiedliche Inhalationstechniken erfordern. Bei einem Dosieraerosol mit Vorschaltkammer muss man eine langsame, tiefe Inhalation vornehmen. Bei den Pulverinhalatoren wäre eine rasche und tiefe Inhalation gefordert; jeweils gefolgt von einer Atempause. Deswegen ist es wichtig, dass der Patient ein System verwendet, das er beherrscht. Es sind Geräte verfügbar, bei denen der Patient während des Inhalationsmanövers ein optisches oder akustisches Feedback erhält. Wichtig ist, dass der Patient sein Gerät auch in einer Ausnahmesituation gut beherrscht, um ausreichend Medikament in die Lunge zu bringen.
Wie hilfreich ist dabei das Netzwerk Arzt, Apotheke, Physiotherapie, Reha-Klinik?
Eine einzelne verbale Anleitung durch den Arzt ist zu wenig. Wesentlich ist, dass alle im Netzwerk beteiligten Partner die gleichen Infos in gleicher Art an den Patienten weitergeben. Wichtig ist es auch, dass Patienten sich regelmäßig im Umgang mit dem Inhalationsgerät testen und kon-trollieren lassen – und das nicht nur einmal im Jahr. Im Idealfall wird dies bei jedem Kontakt überprüft: beim neuen Rezept in der Arztpraxis, beim Apotheker oder in der Klinik, falls es zu einem Spitalsaufenthalt kommt.
Welche sind die Grundprinzipiender Inhalation?
Die ideale Körperposition ist der aufrechte Sitz oder Stand. Dadurch kann das Zwerchfell die meiste Kraft für die Einatmung aufbieten. Bei schwachen oder übergewichtigen Personen spielt das umso mehr eine Rolle. Wenn der Patient in den zentralen Atemwegen sehr verschleimt ist, sollte er vor der Inhalation den Schleim abhusten. Andernfalls landet das Medikament auf dem Schleim und wird mit ausgehustet – das macht keinen Sinn. Ein weiterer Tipp ist, das Inhalationsmanöver regelmäßig zu üben. Dafür gibt es eigene Trainingsgeräte, bei denen ein Pfeifton bei einer korrekten Inhalation ertönt. Denn nur bei einer richtigen Inhalation ist der klinische Nutzen gegeben. Leider gibt es Studien, wonach 50 bis 60 Prozent der Asthma- und COPD-Patienten keinen klinischen Nutzen von der Verordnung haben, weil das Medikament nicht dort ankommt, wo es gebraucht wird.
Welche Probleme kann es bei den verschiedenen Gerätetypen geben?
Bei einigen Mehrfachdosis-Inhalatoren sollten die Patienten auf jeden Fall darauf achten, dass die Lufteinlassschlitze bei der Inhalation nicht durch Lippen oder Daumen abgedeckt werden. Bei den Kapselinhalatoren hingegen ist es wichtig, dass der Patient in der Lage ist, beide Dornen im Gerät mit den Fingern durchzudrücken. Wird die Kapsel nur auf einer Seite angestochen, ist die Medikation zu gering. Zudem sollten die Kapseln für die Inhalation immer getrennt von den anderen Medikamenten aufbewahrt werden, die der Patient schlucken soll, um Verwechslungen bei der Einnahme vorzubeugen. Bei manchen Geräten muss vor dem ersten Gebrauch eine Patrone in das Gerät eingesetzt werden. Ist der Patient manuell nicht in der Lage, dies korrekt zu tun, ist es vielleicht besser, den Apotheker zu bitten, dies für ihn zu erledigen.
Wie funktionieren Pulverinhalatoren und worauf sollte man achten?
Bei den Pulverinhalatoren saugt der Patient durch die Kraft bei der Einatmung Pulver in die Lunge. Durch die Einatmung gelangen die Wirkstoffe direkt in die Atemwege in der Lunge. Generell ist es wichtig, vor der Medikamenteninhalation maximal auszuatmen – aber nicht ins Gerät, denn die feuchte Atemluft kann das Medikament verkleben. Der Patient sollte maximal ausatmen, dann zügig und tief inhalieren, das Mundstück mit den Lippen fest umschließen. Anschließend den Atem für etwa 5 bis 10 Sekunden anhalten – zumindestens so gut das für den jeweiligen Patienten machbar ist.
Grundprinzipien für richtiges Inhalieren
• Mit aufrechtem Oberkörper – sitzend oder stehend inhalieren.
• Langsam und entspannt ausatmen.
• Inhalation auslösen und einatmen.
• Inhalation je nach Gerät zu Beginn der Einatmungsphase auslösen.
• Je nach Gerät schnell oder langsam, immer jedoch tief einatmen.
• Atem für etwa 5 bis 10 Sekunden anhalten, damit das Medikament auch in den Bronchien genügend Zeit hat, die Wirkung zu entfalten.
• Langsam ausatmen.
• Weitere Inhalationen frühestens nach einer Minute durchführen.
Webtipp für Videos zu den einzelnen Inhalatoren: www.atemwegsliga.de/richtig-inhalieren