Für die allermeisten Patient:innen mit der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, kurz COPD, sind bronchienerweiternde Medikamente gut ausreichend. Für einige andere ist es hingegen sehr wertvoll, wenn sie zusätzlich Kortison inhalieren. Wichtig ist, dass regelmäßig kontrolliert wird, ob starke Atemnot vorliegt oder akute Verschlechterungen auftreten.
Univ.-Prof. Dr. Bernd Lamprecht, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie an der Johannes Kepler Universität Linz, erklärte im Rahmen eines Webinars der Österreichischen Lungenunion am 4. September 2023, was sich in diesem Jahr im Bereich der Therapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD (chronic obstructive pulmonary disease) getan hat.
Diagnose der COPD
COPD ist keine klinische Diagnose, sondern es braucht einen Lungenfunktionstest, um zu beweisen, dass eine Einschränkung des Atemflusses vorhanden ist. Immer dann, wenn Symptome wie Husten, Auswurf oder Atemnot (Dyspnoe) vorliegen oder klare Risikofaktoren für eine Beeinträchtigung der Lungengesundheit vorliegen– etwa langjähriges Zigarettenrauchen oder berufliche Staubbelastung – soll eine Messung der Lungenfunktion mittels einer Spirometrie erfolgen. So wird überprüft, ob die Atmung eingeschränkt oder uneingeschränkt ist.
In sehr vielen Fällen wird die Diagnose COPD sehr spät gestellt, wenn die Lungenfunktion schon deutlich abgenommen hat. „Man hofft nun, dass man die Früherkennung der COPD durchaus verbessern kann und die Diagnose zu einem Zeitpunkt gestellt wird, an dem noch nicht so viele Lungenfunktions-Einschränkungen vorhanden sind, um damit den Verlauf über die Zeit besser beeinflussen zu können“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Bernd Lamprecht. Dafür wären Reihenuntersuchungen bzw. ein Screening nötig.
Mittels einer Messung der Luftmenge, die ausgeatmet werden kann, erfolgt nach dem Schweregrad der Lungenfunktionseinschränkung seit vielen Jahren eine Stadieneinteilung der COPD (GOLD 1 bis GOLD 4).
Die Einteilung des Schweregrades der Lungenfunktionseinschränkung wird neuerdings mittels der Buchstaben A, B und E festgehalten.
Bislang gab es vier Buchstaben – nämlich A, B, C und D. Nun wurden die Kategorien C und D zusammengefasst und erhielten den gemeinsamen Buchstaben E.
„Wenn jemand eine COPD A hat, handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Atemnot nicht so stark ausgeprägt ist, aber gleichzeitig auch (ganz selten) akute Verschlechterungen (Exazerbationen) auftreten und schon gar keine schweren Verschlechterungen, die einen Krankenhausaufenthalt erfordern“, verdeutlichte Univ.-Prof. Dr. Lamprecht.
Bei der COPD B ist die Erkrankung im Wesentlichen stabil. Patient:innen haben kaum oder nur sehr selten akute Verschlechterungen, aber schon deutlich mehr Symptome und Beschwerden als bei A. Somit unterscheiden sich A und B durch die Ausprägung der Beschwerde-Symptomatik.
Bei der COPD E haben Patient:innen häufig akute Verschlechterungen
Von diesen drei Gruppen werden letztlich die Therapien abgeleitet.
Initialtherapie der COPD
Bei Patient:innen mit COPD A kommt ein bronchienerweiterndes Medikament (Bronchodilator) zum Einsatz, um ein besseres Durchatmen zu ermöglichen. In der Gruppe B kommen zwei langwirksame Bronchienerweiterer gemeinsam zum Einsatz (duale Bronchodilatation mittels LAMA und LABA). Oftmals werden beide Substanzen in einem Inhalator kombiniert.
Bei Patient:innen mit COPD E kommen ebenso zwei langwirksame Bronchienerweiterer in Kombination zum Einsatz. Gegebenenfalls wird die Therapie in besonderen Situationen um eine dritte Substanz (Kortison) erweitert.
„Die Basistherapie der COPD ist immer die bronchienerweiternde Therapie. Nach einer solchen Therapie muss jedenfalls eine Kontrolle durchgeführt werden. Dabei wird festgestellt, ob Anpassungen nötig sind“, weiß der Lungenfacharzt. Nur dann, wenn das Inhalationsmanöver richtig gemacht wird und keine Besserung eintritt, sollte man über eine Steigerung der Therapie nachdenken.
Triple-Therapie der COPD
Grundsätzlich gehen Lungenfachärzt:innen nach zwei verschiedenen Richtlinien vor: Sie interessieren sich bei einer Kontrolle dafür, ob noch immer starke Atemnot vorliegt, denn dann werden mehr bronchienerweiterende Substanzen eingesetzt. Treten hingegen akute Verschlechterungen auf, ist es oft nötig, die inhalative Therapie um inhalatives Kortison zu erweitern.
„Es mehren sich die Hinweise, dass das Hinzufügen einer dritten Substanz, nämlich von inhalativem Kortison, für einzelne COPD-Patient:innen von Vorteil sein kann, um einerseits akute Verschlechterungen selten zu machen und andererseits auch das Überleben mit der Erkrankung günstig zu beeinflussen“, berichtete Univ.-Prof. Dr. Lamprecht. „Dies trifft aber nicht auf alle COPD-Betroffenen zu, denn nicht alle brauchen inhalatives Kortison“, so Lamprecht weiter.
Inhalatives Kortison ist vor allem bei Patient:innen von Bedeutung, die auch Merkmale von Asthma bronchiale zeigen (Asthma-COPD-Overlap). Ebenso ist Kortison bei jenen bedeutsam, die häufig akute Verschlechterungen erleiden. Zudem gibt es einzelne Patient:innen, die in ihrem Differentialblutbild eine starke Vermehrung der sogenannten Eosinophilen (Untergruppe der weißen Blutkörperchen) zeigen.
Interventionelle Therapieoptionen
Neben der medikamentösen Therapie gibt es Eingriffe zur Behandlung der COPD. So können beispielsweise Ventile in die Bronchien eingesetzt werden, um eine überblähte Lunge zu behandeln.
Ein recht erfolgversprechende, zukünftige Methode für COPD-Betroffene mit Schleimproblematik könnte die bronchiale Rheoplastie sein. Dabei werden Zellen in der Schleimhaut, die verstärkt Schleim produzieren, zur Rückbildung gebracht, damit neue Schleimhautzellen aufwachsen können. Konkret kann während einer Lungenspiegelung durch die Abgabe elektrischer Impulse in den Atemwegen erreicht werden, dass krankhaft veränderte Schleimhautareale rückgebildet werden. „Danach wird hoffentlich eine neue und besser funktionierende Schleimhaut mit weniger Schleimproduktion aufgebaut“, so Univ.-Prof. Dr. Lamprecht, der darauf verwies, dass diese Methode außerhalb von Studien ist noch nicht verfügbar ist.
Biologika und COPD
Eine zweite Therapieoption, von der angenommen wird, dass sie sich in den kommenden Jahren zunehmend für Menschen mit COPD eröffnen wird, ist die Gruppe der Biologika. Diese Medikamente können gezielt in die Entzündungsmechanismen des Körpers eingreifen. In diesem Bereich wurde viel von der Asthma-Erkrankung gelernt: Reichen bei Asthma-Patient:innen mit schwerem Krankheitsverlauf inhalative Medikamente nicht mehr aus, können ergänzend Biologika gezielt eingesetzt werden. Diese monoklonalen Antikörper werden in Abständen von mehreren Wochen unter die Haut gespritzt und können eventuell die Stabilität der Erkrankung verbessern und Beschwerden reduzieren. „Wir sind der Meinung, dass die Therapie mit Biologika allmählich auch für Patient:innen mit COPD kommen wird“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Lamprecht abschließend.
GOLD Guidelines
Unter diesem Link finden Sie die aktuellen GOLD Guidelines:
2024 GOLD REPORT
Quelle: Online Jour-fixe der Österreichischen Lungenunion, 4. September 2023
Wir danken AstraZeneca und Chiesi für die Unterstützung dieser Veranstaltung.