Es beginnt mit Augenjucken, Niesen, einer verstopften Nase bis hin zu trockenem Husten, Engegefühl in der Brust und Atemproblemen. Aber das Spektrum der Symptome bei einer Ragweedpollenallergie ist breit und führt auch oft zum Asthma bronchiale. Die gute Nachricht: Eine neue Therapie für Menschen mit Ragweedpollenallergie ist verfügbar. Dabei handelt es sich um eine Tablette als Allergieimpfung, die das Immunsystem trainiert, sich wieder an den Allergieauslöser zu gewöhnen.
Bei einer Allergie überreagiert das Immunsystem. Es antwortet auf unschädliche Stoffe mit einer heftigen immunologischen Abwehrreaktion. Im Falle von Ragweed (Ambrosia; im Volksmund auch als Trauben- und Fetzenkraut bekannt) ist das Problem, dass die Pflanze ein sehr hohes allergisches Potenzial hat. Ursprünglich war Ragweed in Nordamerika heimisch und wurde nach Europa eingeschleppt. Die größten Ragweedbestände finden sich innerhalb Europas in Osteuropa, dem Rhône-Tal in Frankreich und in Norditalien.
Wo wächst der Ragweed?
Man findet Ragweed meist auf gestörten Böden, die von Menschen stark beeinflusst wurden: Straßenränder, Kiesgruben, Schutthalden oder Baustellen. In Österreich verbreitet sich Ragweed seit den 1970er-Jahren. Aktuell sind vor allem die östlichen und südlichen Bundesländer betroffen, darunter das Burgenland, Wien, Niederösterreich, die Steiermark, Kärnten und Oberösterreich. Die Häufigkeit der Ragweedpollenallergie beträgt in Ostösterreich immerhin schon elf Prozent, Tendenz steigend.
Die Ragweedpollenallergie ist durchaus eine Besonderheit, weil sie als „Herbstheuschnupfen“ die Pollensaison in den Herbst hinein verlängert und weil die Reizschwelle bei Ragweedpollen deutlich geringer zu sein scheint als bei anderen Pollenallergien. So reichen schon Konzentrationen von nur wenigen Ragweedpollenkörnern pro Kubikmeter Luft aus, um Beschwerden auszulösen. Durch Kreuzreaktion könnten Ragweedpollenallergiker auch auf mit Ragweed verwandte Pflanzen reagieren, dazu zählen der vor Ragweed blühende Beifuß, aber auch insektenbestäubte Pflanzen wie Goldrute, Sonnenblume, Kamille und Arnika.
Gefahr im Spätsommer
Die Belastungen durch Ragweedpollen sind in Österreich erfahrungsgemäß Ende August/Anfang September am höchsten. Der Westen Österreichs und die Bundesländer Salzburg, Osttirol, Tirol und Vorarlberg können für Ragweedpollenallergiker als Urlaubsziel empfohlen werden. Die Beschwerden treten typischerweise im Spätsommer auf, wenn das Unkraut ihren Pollen an die Luft abgibt. Laut Österreichischem Pollenwarndienst der Medizinischen Universität Wien liegt der Schwellwert für allergische Symptome im Osten Österreichs bei nur vier Pollen pro Kubikmeter Luft. Zum Vergleich: Gräserpollen-Allergiker reagieren erst bei 20 Pollenkörnern/m3 mit Allergiesymptomen. Die Reizschwelle bei Ragweedpollen ist also offenbar besonders gering. Bei etwa vier von zehn Allergikern sind neben den oberen auch die unteren Atemwege betroffen und diese Patienten leiden an Asthma..
Welche Therapie wirkt?
Die Vermeidung, mit den Ragweedpollen in Kontakt zu kommen, steht an erster Stelle bei der Bekämpfung einer Allergie. Allerdings ist dies nicht immer möglich. Symptomatisch können allergische Beschwerden in einem ersten Schritt mit antiallergischen Nasensprays, Augentropfen, Inhalationssprays oder Tabletten behandelt werden. Bei allergischem Asthma aufgrund von Ragweedpollen verschreibt der Arzt bronchienerweiternde und entzündungshemmende Wirkstoffe.
Wenn die Beschwerden trotz verschiedener Maßnahmen und einer symptomatischen Therapie für den Patienten mit Ragweedallergie unerträglich sind, so kann eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT) helfen, die auch unter den Begriffen Allergieimpfung oder Hyposensibilisierung bekannt ist. Es ist die einzige Therapieform, die auch die Ursache der Allergie behandelt. Das Prinzip ist einfach: Über die regelmäßige Gabe standardisierter Allergenextrakte – in diesem Fall Pollen der Ragweedpflanze – soll das Immunsystem eine Toleranz gegenüber den Allergenen entwickeln und die allergische Reaktion im Idealfall ganz einstellen. Sie trainiert das Immunsystem, sich wieder an den Allergieauslöser zu gewöhnen.
Tablette als Allergieimpfung zwölf Wochen vor der Ragweedpollensaison
Die allergenspezifische Immuntherapie ist ein seit vielen Jahrzehnten erfolgreich eingesetztes Behandlungskonzept. Lange Zeit wurde die Behandlung als Spritzentherapie vom Arzt durchgeführt. Seit dem 1. Mai sind in Österreich neben Tropfen auch eine schnelllösliche Tablette verfügbar. Diese innovative Therapieform erfordert weniger Arztbesuche und kann nach der ersten Einnahme beim Arzt selbstständig zu Hause erfolgen. Die Tabletten werden dabei einmal täglich über einen Zeitraum von etwa drei Jahren unter die Zunge gelegt, wo sie sich innerhalb von Sekunden auflösen und von der Mundschleimhaut aufgenommen werden.
Die Therapie sollte mindestens zwölf Wochen vor Beginn der Ragweedpollensaison begonnen werden und über einen Zeitraum von drei Jahren erfolgen. Patienten, die nach der Saison mit der Therapie beginnen, werden für den Pollenflug im Spätsommer und Herbst 2021 gerüstet sein!
Weitere Informationen: www.alk.net/at/patienten
Mit freundlicher Unterstützung von Alk Österreich
Foto: Katharina Bastl