Trotz Insektengiftallergie die Natur genießen

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Nicht nur sonnenhungrige Menschen schwärmen in der warmen Jahreszeit aus, auch Insekten tummeln sich wieder auf den saftigen Wiesen. Dabei kann es naturgemäß zu unliebsamen Zusammenstößen – und somit zu Insektenstichen kommen. Insektengift von Bienen, Wespen oder Hornissen kann eine körperliche allergische Reaktion auslösen. Im schlimmsten Fall kommt es sogar zu einem allergischen Schock, der innerhalb von Minuten tödlich sein kann. Eine erhöhte Achtsamkeit beim Aufenthalt im Freien sowie das nötige Wissen, was im Notfall zu tun ist, kann vor allem diagnostizierten Allergikern und Asthmatikern das Leben retten.

Der allergische Schock (Anaphylaxie) hat individuell unterschiedliche Ursachen. Prinzipiell können alle Menschen, die bekanntlich unter einer schweren Allergie leiden, immer einen anaphylaktischen Schock entwickeln, wenn sie in Kontakt mit der Substanz kommen, auf die sie allergisch sind. Die Ursachen, die einen allergischen Schock verursachen können, sind die gleichen wie die einer gewöhnlichen allergischen Reaktion. Jedoch während bei einer gewöhnlichen Allergie Atembeschwerden, Schwellungen im Gesichtsbereich, Nesselausschläge oder Hitzegefühle auftreten, äußert sich eine sehr schwere allergische Reaktion mit Atemnot und Kreislaufversagen, die sogar innerhalb von wenigen Minuten tödlich sein kann. Zum Glück tritt der allergische Schock verhältnismäßig selten auf. Jährlich sterben aber zehn Menschen in Österreich an einem allergischen Schock.

Da viele Menschen oft nicht wissen, dass sie beispielsweise auf Bienenstiche allergisch sind, ist es vor allem für Allergiker und Asthmatiker grundlegend wichtig, sich rechtzeitig testen zu lassen. Denn wenn man erst auf einer einsamen Waldwiese die Erfahrung einer Anaphylaxie macht, ist dies im schlimmsten Fall vielleicht zu spät. Eine endgültige Sicherheit bringt nur die Abklärung beim Allergo­logen. Wer seine individuellen Auslöser kennt, kann lebensbedrohliche Situationen vermeiden bzw. im Notfall auch rasch und richtig handeln. Vermeidung von Kontakt ist im Fall von Lebensmitteln oder Medikamenten relativ einfach. Bei Insektenstichen sind die Umstände nicht immer kalkulierbar. Daher ist Achtsamkeit in der freien Natur ratsam:

  • Nicht aus offenen Dosen und dunklen Flaschen trinken, da sich darin Bienen oder Wespen befinden können. Speisen abdecken – vor allem mit süßem Inhalt.
  • Grelle Kleidung und Blumenmuster vermeiden. Nicht barfuß durch die Wiese gehen. Es empfiehlt sich, auch nicht barfuß durch Obst- und Blumengärten zu gehen. Das Fallobst im eigenen Garten sollte regelmäßig aufgeklaubt werden.
  • Starke sowie süßliche Aromen in Parfüms, Deos und Hautpflegeprodukten vermeiden.
  • Insekten wie Bienen oder Wespen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Daher Ruhe bewahren – keine Panik! Nicht gleich hysterisch um sich schlagen, sondern sich am besten langsam bewegen.
  • Wenn eine Wespe auf der Haut sitzt, nicht zuschlagen, sondern abschütteln oder abstreifen.

Ruhig, rasch und richtig handeln

Hat das Insekt gestochen, gilt es darauf zu achten, wie sich die allergische Reaktion verhält. Um lebensbedrohliche Situationen zu vermeiden, ist es ganz wichtig, erste Warnzeichen einer Anaphylaxie zu erkennen. Ein anaphylaktischer Schock beginnt mit Juckreiz auf Hand- und Fußflächen, Hautausschlägen, Quaddeln und geschwollenen Augenlidern, dann können Übelkeit, Erbrechen, Atemnot oder Herzrasen auftreten und letztlich kann es zu heftigen Reaktionen wie Kreislaufbeschwerden, Bewusstlosigkeit oder sogar zum Tod kommen.

Tritt eine allergische Reaktion auf einen Insektenstich auf, gilt es wieder, trotz allem Ruhe zu bewahren und sich nicht zu Panikhandlungen hinreißen zu lassen. Die wichtigste Erstmaßnahme ist, die weitere Zufuhr von Gift zu verhindern, indem man den Stachel entfernt, und dazu braucht man allemal ruhige Hände. Durch vorsichtiges Kratzen – kein Ziehen oder Zusammenpressen! – kann der Insektenstachel am einfachsten entfernt werden. So gelangt zumindest kein weiteres Gift in den Kreislauf. Zudem empfiehlt es sich, zur Minderung von auftretenden Kreislaufproblemen die Schocklage einzunehmen, also die Beine hoch zu lagern.

Notfallset immer mitnehmen

Bei einer diagnostizierten Anaphylaxie müssen Sie immer ein Notfallset mit sich führen. In diesem Notfallset befinden sich Antihistamin-, Kortisontabletten, ein Autoinjektor und eventuell ein atemwegserweiternder Spray. Bei den ersten Symptomen sollten die Tabletten eingenommen werden. Kommt es aber zu einer schwereren Reaktion, dann muss sich der Betroffene im Notfall selbst mit dem Autoinjektor Adrenalin in den Oberschenkelmuskel spritzen. Spätestens wenn die allergische Reaktion von anfänglichem Schwindel und Übelkeit in Atemnot übergeht, sollte der Autoinjektor eingesetzt werden. Wichtig ist, die Gebrauchsanleitung gut durchzulesen und offene Fragen mit dem Arzt oder Apotheker vorab zu klären. Sinnvoll ist, die Anwendung des Pens öfters zu trainieren, damit im Notfall nichts schief geht. Im Zweifelsfall ist es besser, den Autoinjektor lieber einmal zu viel als zu wenig einzusetzen – Adrenalin verursacht keine Schäden. Zusätzlich sollte sofort ein Notarzt alarmiert werden.

Dauerhafter Schutz ist möglich

Eine Insektengiftallergie ist sehr gut behandelbar. Eine spezielle Impfkur ist zwar zeitaufwendig (drei bis fünf Jahre) dafür hat man dann zu 95 Prozent einen guten Schutz. Zuerst erfolgen wöchentliche Injektionen über elf bis 15 Wochen – ab diesem Zeitpunkt ist man schon geschützt. Danach wird die Impfkur alle vier bis sechs Wochen aufgefrischt, um diesen Schutz auch zu erhalten. Die Impfkur ist auch schon bei Kindern ab fünf Jahren möglich.

Schweregrade des allergischen Schocks

Grad 1 – leichte allergische Reaktion:
Hautrötungen, Quaddeln, Kribbeln im Mund sowie an Hand- und Fuß-flächen, Kopfhaut oder Genitalien
Grad 2 – ausgeprägte allergische Reaktion:
Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Herzjagen, Schweißausbruch, Atemnot
Grad 3 – bedrohliche allergische Reaktion:
Schock mit niedrigem Blutdruck, Verkrampfung der Bronchialmus­kulatur mit bedrohlichen Atembeschwerden, Bewusstseinstrübung
bis zur Bewusstlosigkeit
Grad 4 – Organversagen: Atem- und Kreislaufstillstand