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Immunschwäche: COVID-19-Vorsorge mit Antikörpern

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Antikörper können immunschwachen Menschen helfen, einer COVID-19-Infektion vorzubeugen, erklärte OA Doz. Dr. Josef Singer vom Universitätsklinikums Krems den Teilnehmer:innen eines Webinars der Österreichischen Lungenunion.

„In den letzten Jahren hatten wir am Universitätsklinikum Krems viele Krebspatient:innen, die als immunschwach gelten, aufgrund einer Covid-19-Infektion in Behandlung”, erklärte der Internist und Onkologe Doz. Dr. Josef Singer. Vor allem Menschen mit Blutkrebserkrankungen ohne bestehenden Impfschutz werden an seiner Abteilung mit Medikamenten und Antikörperpräparaten behandelt. 
Einer der bedeutendsten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf im Fall einer Covid-Infektion ist Josef Singer zufolge das Alter. Ab einem Alter von 85 Jahren besteht ein zehnfach höheres Risiko als bei einer 30-jährigen Person, einen schweren Verlauf zu erleiden. Darüber hinaus liegen bei älteren Personen häufiger Risikofaktoren, wie krankhaftes Übergewicht, Diabetes, chronische Nierenerkrankungen, COPD, neurokognitive Störungen, koronare Herzkrankheiten und andere Herzerkrankungen, vor.


Impfantworten nicht immer optimal

„Eine Impfung bewirkt, dass der Körper selbst Antikörper bildet”, erklärte Dr. Josef Singer. Diese Moleküle erkennen dann das Virus und neutralisieren es im Idealfall. Das Virus kann dann nicht mehr an die Zellen binden. „Dementsprechend kann das Virus die Zellen nicht mehr so gut infizieren und keine so schweren Krankheitsverläufe mehr auslösen”, so Josef Singer. 

Im Jahr 2021 wurde an der Universitätsklinik Krems bei Krebspatient:innen analysiert, inwiefern die Covid-19-Impfung bei diesen zu guten Antikörperwerten geführt habe. Die Untersuchung hat ergeben, dass Patient:innen mit soliden Tumorerkrankungen unter 40 Jahren nach zwei Impfdosen meist eine ausreichende Immunantwort aufgebaut hatten. Mit steigendem Alter steigt aber die Zahl der Patient:innen mit nicht optimaler Impfantwort. 

Patient:innen mit Blutkrebserkrankungen sind generell immunschwächer. Deshalb konnten auch Patient:innen unter 40 Jahren meist keine ausreichenden Antikörper aufbauen. Auch hier fällt der Antikörperschutz mit steigendem Alter zunehmend schwächer aus.
Viele Patient:innen mit soliden Tumorerkrankungen im Bereich der Lunge (kleinzelliges bzw. nichtkleinzelliges Lungenkarzinom) haben hingegen eine erstaunlich gute Immunantwort nach der zweiten Covid-19-Impfung gezeigt. „Die Impfung ist demnach für Lungenkrebspatient:innen unter laufender Immuntherapie eine gute Variante”, so Josef Singer. Es zeigte sich auch, dass viele Personen mit Lungenkrebs mittlerweile Immuntherapien erhielten, die bei weitem nicht so schädlich sind wie klassische Chemotherapien.

Zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten

Nach mehr als zwei Jahren seit Beginn der Pandemie kann man zudem auf medikamentöse Unterstützung zurückgreifen: Konkret bestehe das Repertoire aus der Covid-19-Impfung sowie effizienten Medikamenten wie Molnupiravir, Ritonavir, Remdesivir und Dexamethason, aber auch monoklonalen Antikörpern.

Molnupiravir ist ein sehr gut verträgliches Medikament in Tablettenform, bei dem es selten zu Arzneimittelinteraktionen kommt. Das effizienteste Medikament Ritonavir, ebenfalls in Tablettenform verfügbar, interagiert mit sehr vielen anderen Medikamenten. Deshalb ist es wichtig, dass die Ärzt:innen genau aufpassen, zu welchen Medikamenten sie diese Medikation verschreiben. Remdesivir wird bei Patient:innen im Spital in die Vene verabreicht. Besonders wichtig ist auch das alte Medikament Dexamethason, das die überschießende Immunantwort von an Covid-19 erkrankten Personen bremst.

Neue Virusvarianten

„Durch Mutationen entstehen immer neue Virusvarianten. Dies wird aber laufend überwacht“, so Josef Singer. Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Varianten des Covid-19-Virus in drei verschiedene Klassen ein: in Varianten, die beobachtet werden, in Varianten, die von Interesse sind, sowie in Varianten, die beunruhigend sind. Beunruhigende Varianten könnten vermehrt übertragen werden, schwerere Verläufe auslösen und sich auf die Diagnostik, Therapien oder den Impfschutz auswirken. Derzeit (Stand Januar 2023) ist Omicron die einzige beunruhigende Variante. Alle anderen sind zu Varianten, die beobachtet werden, abgestuft worden.

Die große Klasse der mono­klonalen Antikörper

Bei Sotrovimab handelt es sich um einen neutralisierenden Antikörper, der von einem Patienten isoliert wurde, welcher sich von SARS-CoV-1 (2002 bis 2004) erholt hatte. Die Substanz erkennt SARS-CoV-1, SARS-CoV-2 und deren Varianten – einschließlich Delta und Omicron – und wird in Form einer Infusion verabreicht.

Tixagevimab/Cilgavimab ist eine Kombination aus zwei isolierten, neutralisierenden Antikörpern, die von zwei Patient:innen stammen, die sich von Covid-19 erholt hatten. Sie ist wirksam bei SARS-CoV-2 und deren Varianten, einschließlich Delta und Omicron. Diese Antikörperkombination reduziert die Wahrscheinlichkeit, an Covid zu erkranken, um 77 Prozent und bietet einen Schutz für etwa sechs Monate. Die Therapie ist auch zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Die Verabreichung erfolge mittels zwei Injektionen in den Muskel, jeweils eine für jeden Antikörper.

Die Kombination aus Casirivimab/Imdevimab ist in der EU seit dem 12. November 2021 zugelassen, hat sich aber gegenüber Omicron als nicht wirksam erwiesen. Das Antikörperpräparat Regdanvimab ist im November 2021 in der EU zugelassen worden und eignet sich zur Behandlung von Covid-19.

Zusammenfassend erklärte Josef Singer, dass die Covid-19-Impfung am effektivsten ist, besonders für immunschwache und ältere Menschen. Für Personen, die keinen Impfschutz aufbauen können, stehen Antikörperpräparate zur Verfügung, die vor einer Covid-19-Erkrankung schützen. „Generell ist alles von der Virusentwicklung abhängig. Somit muss ständig weiterbeobachtet und geforscht werden. Nur so kann man wieder neue Therapien und Empfehlungen erarbeiten“, so Josef Singer.

Quelle: Webinar der Österreichischen Lungenunion am 26. Januar 2023 – mit freundlicher Unterstützung von AstraZeneca