Auffrischungsimpfung gegen COVID-19 bleibt notwendig

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Trotz Pandemiemüdigkeit und wir es alle gerne anders hätten – COVID-19 ist nicht aus der Welt. Zwar sind die Auswirkungen bei Infektionen bei weitem nicht mehr so dramatisch wie in den ersten beiden Jahren der Pandemie, dennoch gibt es immer wieder kleine bis mittlere Krankheitswellen. Während die meisten Infektionen mittlerweile relativ mild verlaufen, kann sich das ändern, wenn der Immunschutz – vor allem bei älteren und Personen mit Grunderkrankungen – wieder nachlässt. Umso wichtiger ist die Auffrischung der Impfung gegen COVID-19, um diesen Schutz aufrechtzuerhalten.

Laut Berechnungen des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) kann die Rate der COVID-bedingten Hospitalisierungen durch eine hohe Rate an Personen mit Auffrischungsimpfung in der älteren und vulnerablen Bevölkerungsgruppe deutlich reduziert werden. Während jüngere und geimpfte Personen die COVID-19-Erkrankung meist gut wegstecken, könne sie bei älteren und vulnerablen Menschen immer noch schwer verlaufen und zu Krankenhausaufenthalten, Long-COVID und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Vor allem bei jenen, die nicht oder unzureichend geimpft seien. „So manche Erkältung kann in Wahrheit auch eine milde Form einer COVID-19-Infektion sein“, sagt Allgemeinmedizinerin MRin Dr.in Susanne Rabady. „Da viele Leute aber nicht mehr testen, wissen wir gar nicht so genau, wie oft das der Fall ist.“

Eine wichtige Quelle, um die Präsenz von COVID-19 nachzuweisen, ist das Abwassermonitoring. Dieses bestätigt, was ohnehin auf der Hand liegt. Immer wieder laufen größere oder kleinere COVID-19-Wellen über das Land. Auch zu Zeiten, in denen man das nicht unbedingt erwartet, wie beispielsweise im Sommer 2022 in Wien. Aber auch im Februar und März 2023 gab es eine kleine Welle in ganz Österreich.1 „So wird das wahrscheinlich auch weitergehen“, vermutet Rabady. „Da es kaum mehr zwingend einzuhaltende Hygienemaßnahmen gibt, wird der individuelle Schutz, vor allem durch die Impfung, immer wichtiger.“

Auffrischungsimpfung für Risikoruppen empfohlen

Neben älteren Menschen wird vor allem Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf und Menschen mit einem besonderen Expositionsrisiko (z.B. in Gesundheitsberufen) die Auffrischungsimpfung ausdrücklich vom nationalen Impfgremium des BMSGPK empfohlen. Zu Personen mit erhöhtem Risiko gehören unter anderem Menschen mit chronischen Lungen- und Herzerkrankungen, Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen beziehungsweise Immunsuppression, aber auch solche mit Demenz oder Übergewicht.2

„Grundsätzlich ist eine COVID-19-Auffrischungsimpfung beziehungsweise die vierte Impfung für alle, die sich schützen wollen, möglich und sinnvoll“, betont Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour von der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf. „Für Personen ab 60 oder Menschen mit Vorerkrankungen/Grunderkrankungen ist sie aber essenziell, um einen schweren Verlauf mit Spitalsaufenthalt und potenziellen Langzeitfolgen möglichst gut abzuwenden.“

Dass sich der Impfschutz reduziert, zeigen auch Studiendaten aus den USA, denen zufolge der Impfschutz und der Schutz vor schwerem Verlauf mit Spitalsaufenthalt einige Monate nach der dritten Impfdosis wieder nachließ. Besonders traf dies auf Personen mit Immunschwächen zu. Mit einer vierten Impfdosis ließ sich dieser Effekt wieder umkehren. Dennoch erhielten in Österreich laut der Website des Gesundheitsministeriums (Stand 18. April 2023) bisher nur 1,7 Millionen Personen eine Auffrischungsimpfung.

„Als grundimmunisiert (drei Teilimpfungen) gelten aktuell nur 56 Prozent der Bevölkerung“, stellt Valipour fest. Mittlerweile hat sich laut einer Studie der MedUni Wien auch bei jenen, die grundimmunisiert sind, eine gewisse „Impf-Müdigkeit“ eingeschlichen. Sollte es hier keine Gegenmaßnahmen geben, kann dies zu gravierenden Problemen im Gesundheitssektor führen.3

Hospitalisierung durch aufrechten Impfschutz verhindern

„Aktuell haben viel zu wenige Menschen einen aufrechten COVID-19-Impfschutz“, erläutert Prim. Valipour. „Wenn wir hier nicht gegensteuern, werden wir bald wieder mehr Menschen mit COVID-19 im Spital behandeln müssen.“ Ähnlich sieht das auch die ECDC. Diese zeigt in theoretischen Modellen, wie viele Spitalsaufenthalte im EU/EWR-Raum durch eine COVID-19-Informationskampagne und damit einhergehende steigende Durchimpfungsraten vor allem in der älteren Bevölkerung verhindert werden könnten.

Beispielsweise zeigt die Modellierung einer Impfkampagne im Herbst 2023, die sich an Personen ab 60 Jahren richtet, kombiniert mit einer Impfkampagne im Frühjahr 2023, die Personen ab 80 Jahren im Fokus hat, die besten Ergebnisse – nämlich eine geschätzte Verringerung der Krankenhausaufenthalte um 36 bis 44 Prozent.4

Valipour unterstreicht: „Wer sich im Frühling auffrischen lässt, kann vermutlich sein Risiko für einen COVID-19-bedingten Spitalsaufenthalt das ganze Jahr über reduzieren. Dazu gibt es aus der Forschung bereits Belege dafür, dass ein aufrechter Impfschutz das Risiko für Long-COVID senken kann.“ Dafür stehen ausreichend COVID-19-Impfstoffe von unterschiedlichen Herstellern Verfügung, was laut Daten der MedUni Wien zumindest die Impfbereitschaft bei den drei Mal Geimpften positiv beeinflussen sollte.3

1 https://abwassermonitoring.at/dashboard/, zuletzt abgerufen am 14. April 2023.
2 BMSGPK, Österreichischer Impfplan 2023.

3 Stamm, T.A., Partheymüller, J., Mosor, E. et al. Determinants of COVID-19 vaccine fatigue. Nat Med (2023).
4 https://www.ots.at/redirect/ecdc7, zuletzt abgerufen am 14. April 2023.

Quelle: Pressemitteilung des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller vom 27. April 2023