Univ.-Prof. Otto C. Burghuber hielt in einer online Patient:innen-Veranstaltung am 29.10. einen Vortrag über das wichtige Thema der Begleiterkrankung „Herzschwäche“ bei COPD.
Grund, das Thema aufzugreifen, war, dass in den letzten Jahren neue therapeutische Möglichkeiten in der Therapie für die Herzschwäche zur Verfügung gestellt wurden, die auch viele COPD-Patient:innen erhalten sollten.
Seit langem ist bekannt, dass COPD und Herzerkrankungen häufig gemeinsam auftreten, die Diagnose aber schwierig ist, da die Symptome sehr ähnlich sind.
Der international verwendete Begriff COPD steht für Chronic Obstructive Pulmonary Disease (chronisch verengte Lungenerkrankung), die von den Atemwegen ausgeht.
Die drei wesentlichen Symptome der COPD sind: Atemnot, vermehrte Schleimproduktion, Husten.
Wie entsteht COPD?
- Rauchen: aktiv und passiv (speziell die heranwachsende Lunge – von der Geburt bis etwa zum 25. Lebensjahr – wird durch Passivrauchen und wiederkehrende Infekte in der Lungenentwicklung eingeschränkt)
- Luftverschmutzung (innen/außen)
- genetische Faktoren (in 20-30%)
- Ernährung
- sozio-ökonomischer Status
Lunge ist Umweltorgan
Luft kommt bei der Einatmung über die Atemwege in die Alveolen (Lungenbläschen), wo der Sauerstoffaustausch stattfindet; bei der Ausatmung wird das anfallende CO2 aus allen Organen ausgeatmet.
Zwei Prozesse finden bei jeder/m COPD-Patient:in in unterschiedlichem Ausmaß statt:
Einerseits die Entzündung in den Atemwegen (chronische Bronchitits), die zur vermehrten Schleimproduktion und weiter zu Verengung der Atemwege (obstruktive Bronchitis) führt.
Andererseits die Bildung des Emphysems, ein Prozess, bei dem die Lungenbläschen kaputt gehen und dadurch größere „Blasen“ entstehen, wodurch der Gas-Austausch in der Lunge reduziert wird.
Beschwerden bei COPD: Atemnot bei Belastung, Husten und vermehrter Auswurf.
Es ist bekannt, dass bei Patient:innen, die aufgrund von Lungenproblemen zum Arzt/zur Ärztin gehen, bereits 30-50% des Lungengewebes zerstört sind. Dazu erwähnte Herr Prof. Burghuber, dass es dringend nötig wäre, dass Patient:innen mit leichten Symptomen zum Arzt oder zur Ärztin kommen, da eine leichte COPD viel besser zu behandeln ist und dadurch das Fortschreiten der Erkrankung frühzeitig eingedämmt werden kann.
Diagnose der COPD: Risikofaktoren abfragen (insbesondere Rauchverhalten), „Trias“ der Symptome (Atemnot, Husten, Auswurf) abfragen, Lunge abhören, Lungenfunktionstest und Blutgase und/oder Sauerstoff-Sättigung messen UND Fragebogen (CAT Test) mit Patient:in ausfüllen. Zudem sollte erhoben werden, ob es im letzten Jahr eine Verschlechterung (akute Exazerbation) der Symptome gab. Daraus werden Schweregrad und Risikoprofil bestimmt.
Die häufigsten Begleiterkrankungen (Co-Morbiditäten) der COPD sind Hypertonie und Herzerkrankungen.
Die lokale Entzündung, die bei COPD besteht, führt auch zu einer systemischen Entzündung. Die systemische Entzündung im gesamten Organismus schädigt und schwächt viele Organe. Dadurch kann es auch zu hohem Blutdruck, Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Demenz, Kachexie, Adipositas und Osteoporose kommen.
97% der COPD-Patient:innen haben mindestens eine Begleiterkrankung und 50% haben durchschnittlich vier weitere Erkrankungen (Blutdruck, Atherosklerose – kann zu Herzinfarkt führen -, Stoffwechselerkrankung – Cholesterin oder Lipide -, Diabetes etc.)
Häufigkeit der Begleiterkrankungen bei COPD (lt. österreichischer LEAD Study) in Österreich
38,4% Hypertonie, 14,7% Herzschwäche, 9,3% koronare Herzerkrankung, 14,4% Diabetes, 9,1% Fett-Stoffwechselerkrankung, 6,6% Osteoporose (Knochenschwund). Diese Erkrankungen haben auch einen negativen Effekt auf Symptome und Prognose bei COPD!
Prof. Burghuber ermutigt alle COPD-Patient:innen, bei ihrer/m behandelnden Ärztin/Arzt unbedingt eine Untersuchung des Blutdruckes und des Herzens einzufordern.
Speziell Herzerkrankungen kommen bei Menschen mit COPD (lt. LEAD Study noch unveröffentlicht) häufiger vor. Z.B. kommt im Vergleich mit lungengesunden Menschen die Herzschwäche (CHF-chronic heart failure) bei COPD Patient:innen 10-mal häufiger vor als bei Menschen mit normaler Lungenfunktion. Die Verkalkung der Herzarterie kommt mindestens 7-mal häufiger vor (1.5 vs. 11.2). Herzinfarkt, Herzkranzgefäß-Erkrankung (Angina pectoris) und Schlaganfall (Apoplexy) kommen ca. 5-mal häufiger vor.
Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
Definition: Das Herz kann nicht genug Blut pumpen, um die Bedürfnisse des Körpers zu decken.
Symptome: Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Wassereinlagerungen.
Fakten:
- 1-2% der Allgemeinbevölkerung haben eine Herzinsuffizienz
- 5 % aller KH-Aufenthalte auf med. Abteilungen sind aufgrund einer Herzinsuffizienz
- 10% der +70-jährigen haben eine Herzinsuffizienz (aufgrund verschiedener Gründe, wie z.B. Herzinfarkt, hoher Blutdruck, Herzklappenfehler, …)
Zwei Formen der Herzinsuffizienz bzw. Herzschwäche
Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (Heart Failure with reduced Ejection Fraction – HfrEF) wenn z.B. durch einen Herzinfarkt eine Narbe am Herzen entstanden ist und dadurch nicht der gesamte Herzmuskel zum Pumpen zur Verfügung steht. Diese Form ist leicht erkennbar.
Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion: (Heart Failure with preserved Ejection Fraction- HFpEF): Das Kontrahieren des Herzmuskels ist normal, aber es kommt trotzdem zu einer reduzierten Herzleistung, weil der Herzmuskel steifer (häufig bei älteren Menschen die z.B. aufgrund von Bluthochdruck schon einen verdickten Herzmuskel haben) und daher weniger dehnbar wird. Dies führt zu einer schlechteren Füllung der Herzkammern und zu einem Rückstau in die Lungen. (Diese Erkrankung konnte bis vor drei Jahren nicht behandelt werden und kann jetzt therapiert werden).
Ursachen der HFpEF: Alter, Hochdruck, Diabetes, Fettleibigkeit, COPD
In 20-30% der COPD Patient:innen findet sich diese Herzschwäche (HFpEF), die leider nicht adäquat diagnostiziert wird und zu einer erhöhten Sterblichkeit führt. Da es nunmehr eine Therapie gibt, sollte diese Herzschwäche bei COPD-Patient:innen unbedingt diagnostiziert werden.
Diagnose der Herzschwäche – HFpEF: Symptome (Atemnot, Müdigkeit und Wassereinlagerung) sind sehr ähnlich wie bei COPD. Deshalb sollten unbedingt pro-BNP-Werte (Brain-Nitrate-Peptide) durch niedergelassene Lungenfachärzt:innen erhoben werden (normale Blutabnahme) und bei Erhöhung ein Herz-Ultraschall Untersuchung veranlasst werden. Therapie der HFpEF: gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Gewichtsmanagement. Die Behandlung kann mit Medikamenten (Diuretika, Blutdrucksenker und SGLT2-Hemmer) erfolgen sowie Physiotherapie und Herzrehabilitation beinhalten. Durch die relativ neue Zulassung von SGLT2-Hemmern bei Herzinsuffizienz wird diese signifikant verbessert und bedeutet eine bessere Prognose für COPD-Patient:innen.
Zusammenfassung
Die Aufgabe der betreuenden Ärzt:innen ist es, insbesondere bei COPD-Patient:innen die häufigen Begleiterkrankungen der COPD abzuklären und zu therapieren. Häufigste Begleiterkrankungen sind hoher Blutdruck, Herzschwäche, Diabetes, koronare Herzerkrankung, erhöhte Lipide, Osteoporose und Depression.