Wissenswertes zur RSV-Impfung

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Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, ist eine der häufigsten Ursachen für Atemwegsinfektionen und stellt bei Kleinkindern und Säuglingen die am öftesten auftretende Virusinfektion dar, welche die Atemwege betrifft. Im Rahmen eines Webinars der Österreichischen Lungenunion erklärte Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour, wie Infektionen mit dem Virus ablaufen, welche Personen besonders schützenswert sind und wie dieser Schutz am besten gewährleistet werden kann. Der Experte legte in seinen Ausführungen den Fokus auf den Erwachsenen.

Ähnlich zu anderen Erkältungsviren, wozu RS-Viren auch zählen, ist eine Saisonalität der Infektionen zu beobachten. Die Epidemie findet nach einem ersten Anstieg im November ihren Höhepunkt im Jänner und flacht mit Ende Februar wieder deutlich ab. Damit ist eine saisonale Parallelentwicklung zu Influenza sowie Covid-19 zu beobachten.

Wer ist betroffen?

Die erste Infektion findet in den meisten Fällen bereits in den ersten Lebensjahren statt. Eine Infektion im Säuglings- und Kleinkindesalter kann unter Umständen auch riskant ablaufen, da die Atemwege noch nicht voll ausgeprägt sind, vor allem Kehlkopf und Luftröhre sind noch verhältnismäßig klein. Ab dem Kindesalter bis über das Erwachsenenalter hinweg verlaufen Infektionen im Regelfall unkompliziert und das Risiko für einen schweren Verlauf ist deutlich minimiert. Ab dem 65. Lebensjahr nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine Reinfektion mit schwerem Verlauf wieder zu, vor allem für jene mit Begleit- und Vorerkrankungen.

Abgesehen von höherem Lebensalter gibt es weitere Risikofaktoren, die sich aus einem geschwächten Immunsystem oder chronischen Grunderkrankungen ergeben. Dazu zählen neben Lungenerkrankungen auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, hoher Blutdruck aber auch Übergewicht. Die Risikogruppe deckt sich somit zu großen Teilen mit jener von Covid-19 und umfasst rund ein Drittel der Bevölkerung.

RSV-Infektionen in den unterschiedlichen Altersgruppen.

Übertragung

Die Übertragung des Virus, auch Transmission genannt, geschieht in erster Linie durch eine Tröpfchen- und Schmierinfektion. Dabei werden die Viren von einer infizierten Person beim Sprechen, Husten oder Niesen ausgesandt und von anderen Personen über direkte Einatmung oder über Oberflächen in die Atemwege eingebracht. Auf diesem Weg können viele Infektionen auch in Haushalten stattfinden. Außerdem geht man davon aus, dass Tröpfcheninfektionen häufiger mit einer sogenannten Aerosolbildung einhergehen. Dies bedeutet, dass die Tröpfchen kleine Wolken bilden, die für längere Zeit in der Luft verbleiben und wiederum zu Ansteckungen führen können.

Da es sich bei RSV um ein hochinfektiöses Virus handelt, steckt eine infizierte Person durchschnittlich 3 von 10 Personen, im unmittelbaren Umfeld, an. In der Regel sind Infizierte 3 bis 8 Tage ansteckend. Bei älteren oder immungeschwächten Personen kann das Virus noch über längere Zeit nachweisbar sein, was allerdings nicht immer bedeutet, dass eine Ansteckungsgefahr weiterhin vorliegt. Wenn Kinder etwas älter sind (4 bis 6 Jahre) können die Infektionen unkompliziert ablaufen, während Erwachsene eine schwere Infektion erleiden können.

Symptome und Unterscheidung zu COVID & Co

Abseits der zweigeteilten Risikogruppen der Kleinkinder und älteren Erwachsenen verläuft eine RSV-Infektion sehr ähnlich zu jener anderer Erkältungsviren. Häufige Symptome sind Husten, Heiserkeit und womöglich Halsschmerzen, selten auch Kurzatmigkeit oder Atemnot, wenn bereits eine chronische Lungenkrankheit vorliegt.

Aufgrund dieser Beschwerden ist eine Unterscheidung von einer Erkrankung durch Influenza oder auch COVID-19 teilweise schwer möglich. Ausschlaggebend können hier allerdings Begleiterscheinungen wie allgemeine Abgeschlagenheit, Fieber oder Gelenkschmerzen sein, welche ein Indiz für eine Grippe oder andere Infektion darstellen, während sich die RSV-Infektion etwas häufiger mit respiratorischen Beschweren präsentiert.

Prim. Priv.-Doz. Arschang Valipour

Folgen

Die Folgen einer Infektion mit Respiratorischen Synzytial Viren (RSV) können durchaus unterschiedlich ausfallen. Während es in jüngeren Lebensjahren hauptsächlich zu leichten Verläufen kommt, gehen schwere Verläufe meist mit Schäden an weiteren Organen einher. So kann vor allem auch das Herz-Kreislauf-System stark belastet werden oder aufgrund der erhöhten Belastung durch Stresshormone vermehrt Entzündungsprozesse stattfinden. Außerdem ist eine Verschlechterung einer bestehenden Herzinsuffizienz oder koronaren Herzkrankheit, bis zu einem Herzinfarkt, möglich.

Weiters können RSV-Infektionen Auslöser für akute Asthma- oder COPD-Attacken (Exazerbationen) sein. Bei rund 10 % der Asthma-Patient:innen und 20 % der COPD-Patientent:innen gilt RSV als konkreter Auslöser einer solchen akuten Exazerbation.

Schwere Verläufe mit akuten Atemwegsinfektionen führen in rund 10 % der Fälle zu erforderlichen Krankenhausaufenthalten. Während wiederum ein Zehntel an den Folgen der Infektion im Krankenhaus verstirbt, benötigen 25 % der Betroffenen nach einer Infektion häusliche Hilfe oder innerhalb der ersten 3 Monate erneut einen Krankenhausaufenthalt.

Klinische Belastung der RSV-Infektion gegenüber Influenza.

Schutz vor schweren Verläufen

Mit dem Alter nimmt die Qualität und Quantität der antikörperproduzierenden Immunzellen ab, weshalb ein zusätzlicher Schutz vor RSV notwendig ist. Diesen Schutz kann eine RSV-Impfung bieten. Der Impfstoff schützt in bis zu 80 % vor symptomatischen Infektionen sowie bis zu 95 % vor schweren Atemwegsinfektionen. Die Impfung enthält einen proteinbasierten Adjuvantien-Impfstoff, der nicht nur gute Sicherheit vor Nebenwirkung oder Komplikationen bietet, sondern auch Immunsysteme älterer Personen gut stimulieren kann.

Abgesehen von der Impfung bieten FFP2-Masken einen guten Schutz vor sämtlichen Viren.

Die Österreichische Lungenunion setzt sich für eine kostenlose RSV-Impfung für Risikopatienten ein.

Webinar im Oktober mit Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie Klinik Floridsdorf.

Herzlichen Dank an GSK für die Unterstützung dieses Webinars.