Relevante Impfungen für Menschen mit COPD

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Nahaufnahme einer Impfung in den Oberarm, Credit: Canva

Welche Impfungen Personen mit chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD) besonders schützen, erklärte OA Dr. Michael Meilinger von der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf bei einem Webinar der Österreichischen Lungenunion.

„Ich möchte eine Lanze für Impfungen gegen respiratorische Infektionen brechen“, erklärte Dr. Michael Meilinger gleich zu Beginn seines Vortrags. Denn Infekte im Bereich der Atemwege zählten weltweit zu den dritthäufigsten Todesursachen. Zudem würden die koronare Herzerkrankung, der Schlaganfall und COPD, allesamt unter den allerhäufigsten Todesursachen, durch respiratorische Infekte verschlechtert. „Damit tragen respiratorische Infekte indirekt dazu bei, dass die Sterblichkeit unter diesen Grunderkrankungen erhöht ist“, weiß Dr. Meilinger.

„Wir haben ein ganz wichtiges Tool: Durch Impfungen lässt sich Sterblichkeit in Risikogruppen verhindern“, so Dr. Meilinger. In den letzten Jahren sei die Bedeutung von Impfungen aufgrund der Häufigkeit der Todesfälle aufgrund von COVID-19 noch weiter nach oben eskaliert.

Impfung gegen Grippe

Die Impfung gegen die durch Viren ausgelöste Grippe (Influenza) könne laut Meilinger Auswirkungen auf die Atemwege wie Exazerbationen von Asthma und COPD, Otitis und Sinusitis sowie Bronchitis und Pneumonie verhindern. Darüber hinaus schütze sie vor Auswirkungen auf andere Organe und Auslöser von akutem Myokardinfarkt, ischämischer Herzerkrankung, Hirngefäßerkrankung/Schlaganfall sowie Exazerbationen von Nierenfunktionsstörung und Diabetes. Die Grippeimpfung erfordere eine jährlich wiederkehrende Auffrischung und zeige je nach Saison, zirkulierendem Stamm und Alter eine Effektivität von 40 bis 60 Prozent.

Impfung gegen COVID-19

Im Verlauf der Pandemie habe die Effektivität der COVID-19-Impfung zwar abgenommen, dennoch schütze eine umfassende Impfung vor einem schweren Verlauf der Erkrankung, so Meilinger. Die Wahrscheinlichkeit, aufgrund einer COVID-19-Infektion im Spital zu landen, sei bei Geimpften gegenüber Ungeimpften nach wie vor deutlich reduziert. Meidlinger gehe deshalb davon aus, „dass uns die Auffrischungsimpfungen noch länger begleiten werden“.

Impfung gegen Pneumokokken

Auch die Impfung gegen die häufigsten, aber nicht einzigen bakteriellen Erreger von ambulant erworbener Lungenentzündung sowie Sinusitis, Mittelohrentzündung, invasiven Infektionen wie Gehirnhautentzündung/Meningitis, Blutvergiftung/Bakteriämie und Sepsis werde empfohlen. „Denn gerade bei chronisch Kranken gibt es ein Risiko, dass es zu einem schweren Verlauf einer invasiven Pneumokokken-Pneumonie kommen kann“, berichtet Dr. Meilinger.

Impfung gegen Keuchhusten

Dr. Meilinger empfiehlt die Impfung gegen den hoch ansteckenden Keuchhusten (Pertussis). Denn bei Menschen mit COPD komme es oft zu schweren Verläufen bzw. umgekehrt zu Verschlechterungen und Exazerbationen der COPD durch die Pertussis-Infektion. In Österreich sei die Impfung in Form eines Sechsfach- bzw. Vierfachimpfstoffs verfügbar. Die Wirkung der Pertussis-Impfung sei wesentlich höher als beispielsweise der Grippeimpfung.

Impfung gegen Gürtelrose

„99,5 Prozent der Erwachsenen ab einem Alter von 50 Jahren sind mit dem Varizella-zosterVirus (VZV) infiziert und haben damit ein Risiko, an der viralen Erkrankung Gürtelrose (Herpes zoster) zu erkranken“, weiß Dr. Meilinger. Dies liege daran, dass sich die meisten Menschen in der Kindheit mit Windpocken (Varizellen) angesteckt haben. „Diese persistieren oft ein Leben lang im Körper. Sie schlummern über Jahre oder Jahrzehnte. Wenn es aber etwa durch Stress, Begleiterkrankungen, chronische Erkrankungen, aber auch durch das Älterwerden des Immunsystems zu einer Immunschwäche kommt, versagt irgendwann die Kontrolle über die Infektion und es kann quasi eine Zweitinfektion durch diese Varizellen auftreten, die zu Gürtelrose führt“, erklärt Dr. Meilinger.

Die Impfung gegen Gürtelrose sei für alle Menschen empfohlen, insbesondere für jene mit COPD oder anderen Grunderkrankungen ab einem Alter von 50 Jahren. Denn eine von drei Personen entwickle im Laufe ihres Lebens aufgrund einer VZV-Reaktivierung eine Gürtelrose.

Symptome einer Gürtelrose

Die Symptome einer Gürtelrose seien brennende oder stechende Schmerzen, Kribbeln, Jucken, Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Rötung, Bläschen (typisch im Gesicht und am Stamm). Die Ansteckung sei Dr. Meilinger zufolge über infektiöses Sekret aus Bläschen möglich. In den meisten Fällen vergingen bis zur Ausheilung drei bis fünf Wochen. Meist trete eine Gürtelrose einmalig auf, es sei aber auch eine wiederholte Erkrankung möglich, wobei das Risiko bei Immunschwäche erhöht sei.

Service-Link

Impfplan Österreich 2023 (PDF)

Webinar der Österreichischen Lungenunion, 13. März 2023