Asthma & Covid-19: Asthmaspray ist keine Lösung

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Eine aktuelle Studie zeigte, dass Budesonid-haltige Sprays, die in der Asthma­therapie verwendet werden, bei Covid-19-Patienten das Risiko im Spital zu landen, massiv reduzieren. Univ.-Prof. Prim. Dr. Wolfgang Pohl vom Klinikum Hietzing erörterte in einem Live-Webinar, ob solche Asthma­sprays bei Covid-19 sinnvoll sind. Sein Resümee: Die Studiendaten sind derzeit für eine generelle Therapieempfehlung nicht ausreichend.

Eine inhalative Kortikosteroid-Therapie (ICS) kann die Vermehrung der Coronaviren vermindern und auch die der körpereigenen ACE-2-Rezeptoren beeinflussen. An diesen ACE-2-Rezeptor docken die Coronaviren an – je mehr Rezeptoren es gibt, umso einfacher haben es die Viren. Im Rahmen einer in der renommierten Mediziner-Fachzeitschrift Lancet Respiratory Medicine veröffentlichten, randomisierten, nicht verblindeten Phase-II-Studie wurden 146 Covid-19-Betroffene mit milden Symptomen in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe inhalierte zweimal täglich mit 600 µg Budesonid bis zum Abklingen der Symptome, die andere erhielt eine Standardmedikation bei mildem Covid-19.


Prof. Pohl: „Die frühe Budesonid-Inhalation reduzierte die Wahrscheinlichkeit des Bedarfs dringender medizinischer Versorgung und senkte das Risiko für eine stationäre Aufnahme um 91 Prozent. Die Zeit bis zur Genesung wurde um einen Tag verkürzt.“ Allerdings hat die Studie einige Mängel, etwa die geringe Fallzahl, größtenteils jüngere Patienten und vor allem keine Verblindung. Es war also allen Ärzten und Patienten klar, wer welche Therapie bekommt, was das Ergebnis beeinflusst. Die Daten wurden nur durch subjektive Patientenbefragungen erhoben.

Studiendaten nicht ausreichend

Vorab-Daten aus der größeren Studie mit 751 Covid-positiven Patienten, die Budesonid erhielten, und 1.028 Patienten unter der Standardmedikation zeigten ein anderes Bild. Die Reduktion der Zeit bis zur Genesung betrug durchschnittlich drei Tage durch die frühe Budesonid-Therapie, was auch bei anderen Frühmedikamenten der Fall ist. 8,5 % der Budesonid-Gruppe und 10,3 % der Standardtherapie-Gruppe mussten ins Spital. Diesen Unterschied bezeichnete Prof. Pohl als „eher mageres Ergebnis für den Hoffnungsträger“.


Das Resümee des Experten: Die Studiendaten sind derzeit für eine generelle Therapieempfehlung von Budesonid (oder ähnlicher Asthmamedikamente) nicht ausreichend. Die Ergebnisse müssten erst in groß angelegten Studien bestätigt werden. Zudem ist Budesonid nicht für die Covid-19-Erkrankung spezialisiert und auch nicht von der EMA zugelassen. Ein breit gestreuter Einsatz von Budesonid bei allen Covid-19-Patienten kann auch zu einem Engpass bei diesem in der Asthmatherapie wichtigen Medikament führen.

Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP): Inhalative Glukokortikoide bei COVID-19 (PDF)